(53:24 + 70:15, CD/DVD, Cherry Red Records, 2017)
Im Rahmen der Tour zum letzten Studioalbum “Into The Woods” spielten Hawkwind im legendären The Roundhouse in London. Zu dieser Location hat Bandimpressario Dave Brock ein ganz besonderes Verhältnis: zuletzt spielte man dort 1977, damals noch mit Motörhead und ex-Hawkwind Lemmy im Vorprogramm. Zudem entstand dort in den frühen 70ern ein Livemitschnitt von ‘Silver Machine’, weswegen die einzige Hitsingle der Band logischerweise den Set beschließt, unterstützt u.a. von Motörhead Gitarrist Phil Campbell als Special Guest.
Ansonsten überraschen die Space Rock Urväter mit einem recht ungewöhnlichen Konzerteinstieg. Denn statt dröhnender, treibender Riffs und sphärischen, verhallten Sounds beginnt man mit drei schrammelnden Akustiknummern. Das ist zwar gut gemeint, jedoch kommt keine echte Lagerfeueratmosphäre auf. Spätestens wenn alle Instrumente eingestöpselt werden und das musikalische Raumschiff voll durchstartet, wird recht offensichtlich, wo die wirklichen Stärken der Band liegen.
Die Setlist besteht aus einem Mix aus jeder Menge Material von “Into The Woods” und sehr alten Nummern aus den frühen 70ern (u.a. ‘Born To Go’, ‘You’d Better Believe It’, ‘Magnu’, ‘Brainbox Pollution’, ‘Steppenwolf’ mit teils deutschen Textpassagen), die vor allem durch Saxophonist Michal Sosna nostalgisches Flair aus den seligen Zeiten mit Nik Turner aufkommen lassen. Leider verfügen die neuen Songs nicht über die Strahlkraft der alten Heuler, auch wenn im Studio noch einiges soundtechnisch nachgebessert wurde. Dennoch gelingt es der sechsköpfigen Band immer noch, den Hörer auf knapp 2 Stunden in einen ganz anderen Kosmos zu entführen, auch wenn sich mitunter ein paar schräge Gesangstöne einschleichen.
Neben der Doppel-CD enthält das Package auch noch eine DVD mit komplettem Konzert. Dabei ist diese Aufnahme jedoch überaus minimalistisch ausgefallen: eine statische Kamera filmt ungefähr 20m von der Bühne entfernt das Geschehen mit. Man sieht somit zwar die kompletten, sehr psychedelischen und perfekt die Musik unterstützenden Projektionen und Lighshow in voller Pracht, von den Musikern ist jedoch nicht sehr viel zu sehen bzw. diese sind nur schemenhaft zu erkennen. Optisch also eher ein zwiespältiges Vergnügen, wobei man die DVD eher als Bonus betrachten sollte. Als Gesamtpaket: ordentlich, gut, trippig, wenn auch nicht essentiell.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildungen: Hawkwind / Cherry Red Records