Single Celled Organism – Splinter In The Eye
(57:26, CD/2 LP, Afraid Of Sunlight Records/Cargo Records, 2017)
Jens Lueck dürfte nur wenigen bekannt sein, sitzt er doch meistens eher hinter den Reglern und agiert als Produzent, Komponist, Mitmusiker oder Audioingeneur zahlreicher Projekte. Trotzdem, so jedenfalls die PR-Info, wuchs in ihm der Wunsch, seiner Liebe zum Progressive Rock endlich mal ein eigenes Denkmal zu setzen. “Splinter In The Eye” ist somit ein waschechtes Konzeptalbum geworden, mit allen Zutaten die man als zugeneigter Hörer dabei erwarten darf. Die etwas wirre Story dreht sich um fragwürdige Gesellschafsentwicklungen und hat zahlreiche futuristische Einflüsse. Das Album gliedert sich dabei in zwei zusammengehörige Teile, die jeweils von einem Prolog und Epilog umrahmt werden. Für musikalische Abwechslung sorgen zahlreiche Gastmusiker, unter anderem Jan Petersen (Ex-Sylvan) oder Volker Kuinke (Eloy).
Was sofort auffällt, ist Luecks Händchen für eingängige und emotionale Melodien, ohne diese zu dick aufzutragen. Damit baut das Album viel Atmosphäre auf, ohne dabei in Langeweile oder Ideenlosigkeit zu verfallen. Bei jedem der Titel gibt es interessantes zu entdecken, was auch der sorgsamen Instrumentierung geschuldet ist. Natürlich bedient man sich dabei bei den gängigen Versatzstücken des Genres. Dabei entdeckt der geneigte Zuhörer viele musikalische Vorbilder wieder: Pink Floyd, Genesis, Marillion, Rush und eine Prise Porcupine Tree scheinen an allen Eckend und Enden durch die gefälligen Kompositionen. Das alles geschieht mal mehr und mal weniger aufdringlich und klingt dann leider in der Summe doch etwas zu artifiziell.
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Ein wenig problematisch sind auch die Gesangsdarbietungen des Albums, Lueck agiert mit etwas zu aufdringlichem deutschen Akzent, obwohl er über eine angenehme Stimme verfügt. Die Gesangseinlagen der Gastsängerin Isgaard – bekannt aus diversen Klassik- und Pop-Projekten – hätte man sich vielleicht besser gespart. Sie wollen sich nicht so recht in das Gesamtbild einfügen und klingen dabei mehr als Selbstzweck. Einen echten Gewinn für das Album stellt sie leider nicht dar.
Dies liest sich nun negativer als es in Wirklichkeit ist: Mit “Splinter In The Eye” bekommt jeder Fan von durchdachtem Progressive Rock ein mehr als ordentliches Album auf die Ohren, wahlweise Plattenteller – das Album ist auch auf Vinyl erschienen. Wer sich auf die manchmal etwas ausuferenden Kompositionen einlässt, wird mit einem Konzeptalbum mit bewährten Zutaten und ohne größere Experimente verwöhnt.
Bewertung: 10/15 Punkten (DH 8, HK 10)
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