(46:36, CD, Progressive Promotion Records, 2017)
Retrospective sind eine junge polnische Rockband, die ihre Musik in der Tradition von Porcupine Tree, Tool und King Crimson sehen. Die Band besteht aus Jakub Roszak am Gesang, Beata Łagoda an Keyboards und Gesang, Maciej Klimek an den Gitarren, Lukasz Marszalek am Bass, Robert Kusik an den Drums und Alan Szczepaniak an den Gitarren. Ihr Debütalbum “Lost In Perception” wurde 2012 mit dem “Best Polish Progressive Album”-Award ausgezeichnet. Im Feburar 2017 kam Album Nummer Zwei heraus, “Re:Search”. Die Band greift genretechnisch um sich, vermischt Rock, Hartes, Künstlerisches, verschiedene Atmosphären, Emotionen, donnernde Riffs, um… Ach ja, irgendwie liest man das doch mittlerweile bei jeder zweiten jungen Prog-Band. Einfach mal rein, die Scheibe.
Ok, ‘Rest Another Time’ ist hart und hat die donnernden Riffs – Check. Hier wird also ge(prog)metalt. Der Gesang ist episch theatralisch, aber nicht zu übertrieben. Passt zur Musik und die Stimme ist eindrucksvoll und eigen. ‘Right Way’ beginnt mit dem bisher vermissten Piano und es scheint, der Song wird von jemand anderem gesungen. Die nicht ganz so tiefe, sondern leichtere, “progressivere” Stimme passt gut zum Song. Im Refrain steigt Beata mit ihrer klaren Stimme als Sängerin ein. Da nur sie und Jakub als Vokalisten genannt sind, muss der Sänger doch der Letztgenannte sein. Er steigt später auch ein und klingt wie im vorherigen Song. Hat er eine Stimme für Metal-Songs und eine für Prog-Tunes? Der Song endet etwas unerwartet, ‘The End Of Their World’ ist leichter und hier wird endgültig deutlich, dass Jakub wirklich beide “Stimmen” singt und vereinen kann. Auch wenn der Song verspielter wirkt, bleibt die metallige Grundstimmung vorhanden. Hier wird evil gelacht und “She is the End of the world” gesungen.
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‘Roller Coaster’ klingt nach den erwähnten Porcupine Tree (und wie), hier singt Beata, im härteren Teil dann Jakub. ‘Heaven Is Here’ ist sanfter und melodischer, ‘Look In The Mirror’ besticht durch krummes und polyrhythmisches Spiel. ‘Last Breath’ brettert wieder, ‘Standby’ gefällt spontan, erinnert es doch an Sound Of Contact. Der Closer ‘The Wisest Man On Earth’ beginn mit bedrohlichen Bass-Tönen und Effekten und steigert sich zu einer Nummer, bei der zumindest atmosphärisch und auch musikalisch der Tool-Vergleich endlich mal nicht vollkommen unangebracht ist. Der Song macht sich damit zum Höhepunkt des Albums, sticht heraus und verblüfft – bis Jakub mit seiner opernhaften Metal-Stimme wieder alles auf den Boden zurückholt und die Euphorie nur noch von der Musik bis zum Ende des Albums getragen wird. Aber es soll ja auch keine Tool-Kopie sein, sondern Retrospective. Und die bleiben sich das Album über mehr als treu. Haut nicht vom Hocker, vielleicht da man von zu vielen guten Newcomern ein wenig verwöhnt ist, ist aber trotzdem sehr gut.
Bewertung: 11/15 Punkten (GH 9, PR 11)
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Review “Stolen Thoughts” (2008)
Review “Lost In Perception” (2012)