Operation Cherrytree – Scum And Honey

(55:36, CD, Noizgate/Rough Trade, 2017)
Klingt schonmal sehr romantisch: Wyno (Gesang) trifft während eines Roadtrips auf Jansen (Bass), später schließen sich die Musikveteranen Sieks (Gitarre) und CH (Drums) an – Die Vier gründen schließlich eine Band, taufen sie Operation Cherrytree und veröffentlichen mit „Scum and Honey“ ihr Debutalbum.

Über „Scum and Honey“ liegt ein nicht zu leugnender, nostalgischer Schatten. Southern Rock und New Wave lassen grüßen, aber auch und vor allem der Alt-Rock und Grunge der 90er Jahre: Pearl Jam, Alice in Chains, Type O Negative. Und als wolle Wyno noch eine Schippe drauflegen, singt er in ‘Black is Back’: „Son, your teacher says you need a therapy and I said no mum listen carefully what I really love is black.“ Kennt man von irgendwo her.

Soundtechnisch gesehen klingt „Scum and Honey“ von vorne bis hinten unfertig. Höchstens nach einer besseren Demo-Aufnahme, die es mit der astronomischen, internationalen Konkurrenz allerdings kaum aufnehmen könnte. Die Abmischung ist dünn und kraftlos, die Gitarren kommen unheimlich dröge – es fehlt an Schärfe, Kontrast! – das Schlagzeug klingt wie Pappe, die sogenannten „pulsierenden Grooves“ stolpern über ihre eigenen Füße oder latschen brav hinterher.

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Die Songs zeigen ab und an Potenzial, so zum Beispiel ‘Colourful Bird’ mit nettem Refrain. Dann aber bringen Operation Cherrytree Lieder wie ‘Black is Back’ oder ‘That is True’, die den Hörer peinlich berührt schumzeln lassen. Textlich äußerst durchwachsen dröppeln die meisten Nummern auf „Scum and Honey“ ziellos durch die Gegend. Originell würde ich das nicht nennen – eher einen Fall von zu vielen, kollidierenden Vorstellungen, was das Unternehmen Cherrytree am Ende des Tages verkaufen soll.

Das gefühlt größte Problem ist aber Wyno, Sänger und Frontmann, der an etlichen Stellen seiner Stimme etwas Kehliges, Raues zu verleihen versucht, es dabei nicht selten bis zum Shouting treibt. Zur Abwechslung gibt er auch mal den Peter Steele oder den einfühlsamen Klaus Meine, lässt jedoch echtes, ungekünsteltes Charisma gänzlich vermissen.

Es gibt zwei Arten von schlechten Alben: Solche wie „Lulu“ von Lou Reed & Metallica oder Corey Feldman’s „Angelic 2 the Core“; Machwerke von liebenswerten Narzissten, die ohnehin nicht jeden Cent umdrehen müssen. Purer, masochistischer Trash eben. Man kann über so etwas lachen. „Scum and Honey“ dagegen gehört zur Kategorie „tragisch gescheitert“. Man spürt das Herzblut dieser Band, man spürt, dass da durchaus erfahrene Musiker dahinterstecken. Dennoch kann man dieses Album unter den genannten Vorzeichen nicht empfehlen. Das Album ist als CD im Digipack und als Vinyl-LP erhältlich.
Bewertung: 5/15 Punkten (BF 5, KR 6)

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