(63:37, 77:02, Doppel-CD, Sireena Records, 2017)
In den 70er und 80er Jahren in Hagen mit Prog-Musik aufgewachsen, ist der Schreiberling selbstverständlich mit der lokalen Kultband Grobschnitt bestens vertraut. Gerade deren Live-Qualitäten sind legendär und haben für unzählige unvergessliche Momente gesorgt. Und so war natürlich seinerzeit die Freude sehr groß, dass sich die Band wieder formierte und als Zwei-Generationen-Formation auftrat. Die alten Qualitäten wurden zwar nur teilweise erreicht, doch für den Fan blieb es ein Gewinn. Inzwischen ist allerdings auch dies bereits wieder Geschichte und Grobschnitt bringen sich derzeit primär durch luxuriöse Neuauflagen ins Gespräch.
Was aber nicht bedeutet, dass die ehemaligen Mitglieder allesamt völlig von der musikalischen Bildfläche verschwunden sind. Bereits in den 70ern gab es einen Ableger namens Green, der 1975 gegründet wurde, unter anderem von Bassist Milla Kapolke. Nach seinem Wechsel zu Grobschnitt löste sich Green zunächst auf, während Kapolke in den 80ern nicht unerheblich an der musikalischen Entwicklung Grobschnitts beteiligt war. Doch Green kehrten immer wieder in veränderten Besetzungen zurück und waren auch live zu sehen.
Zur aktuellen Formation gehört neben Kapolke (Bass, Gesang) auch Drummer A.T.S. („Admiral Top Sahne“) Rolf Möller, ebenfalls bei Grobschnitt (und Extrabreit) aktiv. Die beiden sind zwar nicht unbedingt die ersten Namen, die einem beim Thema Grobschnitt einfallen, aber sie waren immerhin viele Jahre Bestandteil der Hagener Kultband und auch bei deren Re-Union mit von der Partie. Vervollständigt wird die Band derzeit durch Ex-Faithful Breath-Gitarrist Bubi Hönig, Keyboarder Deva Tattva (ebenfalls Mitglied der Grobschnitt-Reunion), Multiinstrumentalist Michi Rolke (Gitarre, Saxophon, Piano, Gesang) und Mudita Kapolke (Perkussion, Gesang). Unter „Family and Friends“ sind noch folgende, ebenfalls zum Teil von der Grobschnitt-Reunion Variante her bekannten Akteure genannt: Manu Kapolke (Akustik-Gitarre, Piano, Gesang), Damian Hache (Schlagzeug), Vanessa Möller (Geige), sowie die beiden Background Sängerinnen Vanessa Henning und Luisa Orta.
Green spielen auf diesem Album keine eigenen Songs, sondern ausschließlich Cover-Versionen. Wie der Albumtitel nahelegt hier also Songs von Pink Floyd. Nun gibt es sehr viele Floyd-Coverbands, die ihre Sache mehr oder weniger gut machen. Green zählt da nicht unbedingt zu den allerbesten, aber das vorliegende Album ist für Floyd-Fans sicherlich eine Überlegung wert. Green wollen nicht 1:1 wie das Original klingen, sondern ihre eigene Note einbringen, was sie auch tun. Dabei profitieren sie in erheblichem Maße von den Glanzleistungen des Orchesters und eines brillanten Chors. Dazu später mehr.
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Die vorliegenden Aufnahmen stammen von Auftritten im Februar und April 2017 im Hagener Stadttheater. Das Album beginnt – wie es sich gehört – mit der ‚Overture‘. Hier spielt sich das Philharmonische Orchester Hagen durch diverse Pink Floyd-Hits. Nach knapp fünf Minuten ist es vorbei mit dem Medley und die Band steigt mit dem Klassiker ‚Shine On You Crazy Diamond‘ ein – routiniert, aber ohne Gänsehaut-Feeling. Gut gelungen ist die darauffolgende Fassung von ‚One Of These Days‘.
Bei der Songauswahl zeigen sie ein feines Händchen. Neben den üblichen Verdächtigen gibt es auch Überraschungen wie ‚Wot’s … Uh The Deal‘ vom „Obscured By Clouds“ Album oder eine sehr interessante Instrumentalversion von ‚If‘, die ein gutes Beispiel dafür ist, dass sie auch eigene Duftmarken setzen möchten – in diesem Fall durch das Orchester. Auf der zweiten CD ist fast das komplette „The Dark Side Of The Moon“ Album zu hören, allerdings fehlt ‚The Great Gig In The Sky‘. Hinzu kommen auch einige Songs von „The Wall“.
Das eindeutige Highlight des Doppelalbums ist jedoch ein uralter Song, nämlich eine 23-½-minütige Version von ‚Atom Heart Mother‘, das dann doch die oben noch ausbleibende Gänsehaut erzeugt. Eine ganz tolle Version, bei der das Orchester und vor allem der exzellente Chor (Chor des Theater Hagen) für das Gelingen dieses außergewöhnlichen Stücks Musik sorgen. Allein für diesen Titel hat sich der Besuch des Konzerts schon gelohnt. Auch wenn es gelegentlich bei den Gesängen der Band leichte Schwächen gibt, so sind Greens Versionen der Floyd-Songs insgesamt sicherlich hörenswert und ein Besuch eines Konzertes inklusive Orchester und Chor ist bestimmt keine schlechte Idee. Gelegenheit dazu gibt es im Mai nächsten Jahres wieder.
Bewertung: 10/15 Punkten (GH 10, JM 10, KR 9)
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