(46:33, CD/LP, Karisma Records/Soulfood, 2017)
Ein Wobbler ist ein Kunstköder zum Angeln von Raubfischen, der die Bewegungen eines geschwächten Beutetiers imitiert. Womit ködert die gleichnamige Band aus Norwegen denn jetzt auf ihrem vierten Album den Progger?
Von vornherein: schwach ist „From Silence To Somewhere“ keineswegs. Im Gegenteil, es wird kraftvoller und lupenreiner Retroprog serviert, der sich so sehr an den Altvorderen der Siebziger orientiert, dass man ihn auch problemlos als Klassischen Prog bezeichnen kann. Wer hier anbeissen möchte, muss diese Stilrichtung also goutieren. Und da das Ohr ja bekanntermassen mit isst, wird das Schwelgen in altvertrauten Tönen durch die Band mittels Einsatz von Mellotron, Hammond-Orgel, Moog, Rickenbacher und Fender-Rhodes deutlich erleichtert. Fast eine Art Concentus Musicus des Progs.
Sechs Jahre sind seit dem Vorgänger „Rites At Dawn“ vergangen, Gitarrist Morten Andreas Eriksen verliess die Gruppe, neu dabei sind Andreas Wettergreen und Geir Marius Bergom Halleland. 3 Longtracks und ein kurzes Interludium finden sich auf dem neuen Album, die Musik ist abwechslungsreich, farbig instrumentiert und changiert zwischen frickeligen Passagen, folkig-verträumten und reichlich symphonischen Momenten sowie dynamischem Rock. Dabei bietet es ein Füllhorn an Reminiszenzen an Gentle Giant, Genesis, Yes, Jethro Tull, PFM und und und…
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Diesem Hörspass kann sich natürlich gerade der in die Jahre gekommene Rezensent als Kind der Siebziger kaum entziehen, wecken Wobbler doch immer wieder Erinnerungen an die Jugend und schaffen es, die ergrauende Altproggerseele zu wärmen. Ins Ohr gehende und dort haftenbleibende Melodien findet man auf „From Silence To Somewhere“ allerdings kaum. Es kommt auch immer wieder der Gedanke auf, wie schade es doch ist, dass Wobbler weiterhin keinen originär eigenständigen Stil wie z.B. Anekdoten oder Änglagård entwickeln. Ein solcher würde ihrer sehr gut eingespielten und sauber produzierten Musik doch nochmals einen entscheidenden Kick verleihen.
Sucht man also Schräges, Innovatives oder gar Experimentelles, wird man hier nicht fündig. „From Silence To Somewhere“ bezieht seinen Reiz nun mal aus der Nostalgie. Wer da nicht verschämt weghört, wird dieses Album mögen oder sogar lieben.
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 10, GH 11, JM 11, KR 11, KS 11)
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