The Pineapple Thief, Godsticks, Köln, Luxor, 13.09.17

TPT live in unseren Landen? Kann man sich gut dran gewöhnen! Da die Künstler das wohl selbst so sehen, gab es schon acht Monate nach ihrem letzten Gastspiel ein Wiedersehen – und sogar wieder mit dem phantastischen King Crimson-Mann Gavin Harrison an den Drumsticks und mit den Kumpeln Godsticks als Support.

Rein musikalisch betrachtet, war das Konzert womöglich sogar noch ein wenig schöner als das im Januar – zumindest was Leistung und Feeling der Waliser Vorgruppe anging. Organisatorisch/wohlfühltechnisch aber gab es leider einen gewaltigen Abstieg. Dieser Termin der von BetreutesProggen.de präsentierten Tour war schon eine ganze Weile ausverkauft gewesen, was bei genügend Vorlauf normalerweise zur Verlegung in einen größeren Club führt, z.B. Gebäude 9, Gloria oder Kantine. Ob die diesmal alle schon anderweitig belegt waren, wissen wir nicht. Aber wir wissen: in einem ausgebuchten Zentrum Altenberg ist es sogar noch möglich, bei gutem Sound, exzellenter Sicht und atembarer Luft seine Position zur Bühne zu variieren. Ein “Sold Out”-Abend im Luxor aber fühlt sich in des Kollegen Manuels Worten an wie die letzten Haltestellen vor’m Pokalspiel im Straßenbahnwagon der KVB. Oder wie im Rosenmontagszug ganz vorne.

Und so kam es auch dieses Mal. Godsticks-Chef Darran begrüßte die Gemeinde mit einem so perfekten wie passenden “Kölle Alaaf”. Doch auch das konnte kaum darüber hinwegtrösten, dass wer keinen Nahkampf veranstaltete (die gab es auch), im Eingangsbereich des Clubs festgekeilt blieb. Also ohne Aussicht auf Bühnensicht, Zugang zu sanitären Anlagen (im Luxor sinnigerweise ganz vorne links neben der Bühne) oder Sauerstoffnachschub. Dafür, dass mindestens einer meiner Sardinenbüchsennachbarn größere Probleme mit persönlicher Körperhygiene hatte, können weder Club noch Veranstalter etwas – und die Bands schon mal gar nicht. Aber wenn ein Ausweichen kaum möglich ist, macht es das Konzert(er)leben auch nicht eben schöner. Was hingegen sehr wohl noch miterlebt wurde: die neuen Songs vom erst im Oktober herauskommenden “Faced With Rage”-Album wurden fleißig getestet – ‘Guilt’, ‘We Are Leaving’, ‘Revere’, ‘Open Your Eyes’ und ‘Hard To Face’ (von dem es eine Clip-Auskoppelung geben soll) erlebten ihr Bühnendebüt und kamen großartig an, trotz behandelter Thematiken wie Selbstmord, die doch ein wenig vom typischen Mitklatschmaterial bei Rockkonzerten abweichen.

Was den Lichtmischer nicht davon abhielt, zwischendurch ein Nickerchen zu machen (oder war er durch den Gestank ohnmächtig geworden?), bis er dem fürs Licht des Top-Acts zuständigen Kollegen Platz machen musste. Da sich die u.a. olfaktorisch unerfreuliche Situation derweil nicht wirklich verbessert hatte, eher im Gegentum, hat unsereiner deren Auftritt allerdings überwiegend vom Vorraum des Clubs aus genossen.

Ansonsten nichts zu meckern. Wunderbare Setlist, s.u., großartige Versionen, Bruce Soord bestens bei Laune und Stimme und – apropos – ein diesmal entschieden besser als in Oberhausen gestimmter, allerdings für Tobis Kamera praktisch unerreichbarer Gavin.

Fazit: The Pineapple Thief jederzeit wieder gerne, mit kleptomanischem Vergnügen. Aber selbst für die Ananasdiebe nicht mehr im Luxor, wenn es denn ausverkauft ist.

Setlist:
Tear You Up
The One You Left To Die
No Man’s Land
Shoot First
Alone At Sea
That Shore
3000 Days
In Exile
Take Your Shot
Show A Little Love
Where We Stood
Part Zero
The Final Thing On My Mind
~~~
Snowdrops
Nothing At Best

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Konzert-Bericht: Godsticks (The Aristocrats), 2014, Köln

Live-Fotos: Tobias Berk