(45:56, CD/2 LP/MC, Season of Mist, 2017)
Zumindest Besucher des diesjährigen “Euroblast”- wie auch des “ProgPowerEurope”-Festivals haben registriert, dass zunehmend hörenswerte Bands aus Australien im Progmetal ihre Spuren hinterlassen. Auch die Bandcamp-Seite von Art As Catharsis dürfte vielen schon kein Geheimtipp mehr sein. Ebenfalls aus Down Under, nämlich aus Melbourne, kommt die Band Ne Obliviscaris, die mit “Urn” jetzt ihr drittes Album vorlegt. Das ist insofern bemerkenswert, da die Art Ihrer Musik ja eigentlich landläufig immer noch als Spezialität der Skandinavier angesehen wird – Progressive Death Metal.
Halt halt, jetzt nicht aufhören zu lesen! Jetzt wartet doch mal ab! Ja doch, Growls finden sich reichlich auf der Scheibe. Xenoyr, der auch für das Artwork des Albums verantwortlich zeichnet, liefert allerdings harsh vocals, die sich von dem hingeschnodderten Durchgeraunze manch anderer Bands deutlich unterscheiden. So schafft er es durch Variationen der Lautstärke, der Rhythmik sowie der Stimmhöhe und Farbe seinem Vortrag deutlich emotionalen Inhalt zu geben. Gleichberechtigt daneben, teilweise auch mit den Growls ins Duett eintretend, beeindruckt Tim Charles Klargesang. Er nähert sich der Vokalarbeit eines Daniel Thompkins oder Joel Ekelöf an und besitzt auch eine dem Power-Metal entlehnte narrative Diktion.
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Gleichem Raum wie dem Gesang werden allerdings auch ausgedehnten Instrumentalparts eingeräumt, deren Basis Dan Preslands dynamisches Drumming und Robin Zielhorsts warme Bassläufe darstellen. Matt Klavins und Benjamin Barets Gitarren türmen hierauf sowohl schwergewichtige Riffs wie auch ausgedehnte, virtuos-melodische Soli. Der Clou ist aber die Violine von Tim Charles, die zum einen die Gesangslinien oft elegisch und nicht selten mit einem Gipsy-Akzent begleitet. Darüber hinaus fungiert sie quasi immer wieder als zweite Leadgitarre und soliert ebenfalls ausführlich von zart-verträumt bis schräg-sägend.
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Ne Obliviscaris Musik besticht aber nicht nur durch ihren besonderen Klang. Sie bietet dem Progger mit Breaks, Polyrhythmik, diffizilen Harmonien und mit reichlich Ideen und Abwechslung genug Leibspeise. Dabei wirken gerade die Longtracks nicht zusammengekleistert, sondern homogen und nachvollziehbar aufgebaut. Die nachdenklich melancholische Attitüde des Albums passt obendrein perfekt zur aktuellen Herbststimmung.
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Ob Ne Obliviscaris nun das in der Promo beschworene “next level” mit “Urn” erreicht haben, sei dahingestellt. Ein sehr gutes und ausdrucksstarkes Album ist Ihnen aber allemal gelungen. Fans von Opeth, Gojira oder Enslaved sollten auf jeden Fall mal reinhören. Aber auch der geneigte, nicht unbedingt metallophile Progger kann hier durchaus mal ein Ohr riskieren. Es gibt einiges zu entdecken. Und es lohnt sich.
Bewertung: 13/15 Punkten (GH 13, KR 12)
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