(76:00, CD, Freia Music/FMLS, 2017)
Das Debutalbum Meta von Christiaan Bruin’s Inventions beginnt mit ganz klaren, puren Klavieranschlägen behintergründet von leisen unaufdringlichen Sequenzerklängen – und nach einer kurzen Pause beschleunigt das Stück, nimmt dabei einen Großteil der stilistischen Elemente auf, die dem Hörer im weiteren Hördurchgang dieses Albums wieder begegnen. Eine klassische Ouvertüre – irgendwie.
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Doch schauen wir uns nach diesem Auftakt kurz an, wer sich hinter Inventions versteckt. Christiaan Bruin hat sich mit seinen Soloprojekten Chris und seinen Beiträgen in den Bands Mayra Orchestra, Nine Stones Close und nicht zuletzt mit Sky Architect eine Hörerschaft aufgebaut. Nun also ein weiteres Solo-Projekt unter dem neuen Namen Inventions. Mit dabei ist die Violinistin Laura ten Voorde. Alle anderen Instrumente werden von Bruin selbst gespielt und programmiert.
Die musikalische Basis des Albums ist ein Resultat von Bruins Internetprojekt, in dem er Fans, in diesem Falle Abonnenten seines Projekts im 14-tägigen Rhythmus je einen neuen Song vorstellte und in einem begleitenden Video die Entstehungsgeschichte hinter diesen detailliert erklärte. Ein ehrgeiziges und mutiges Projekt, das musikalisch gelungen ist.
Stilistisch lassen sich die Songs auf “Meta” nicht eindeutig festlegen. Da stehen Elemente der Kammermusik, des Ambient, Post-Rock oder der klassischen Elektronik á la Jean Michel Jarre nebeneinander. Man fühlt sich erinnert an ebenjenen Jarre, Brian Eno, früheste Porcupine Tree-Aufnahmen – ohne dass man Bruin unterstellen könnte, hier Vorbildern nacheifern zu wollen. Das trägt schon alles seine eigene Handschrift.
Die Stücke auf “Meta” sind größtenteils instrumental gehalten, wenn aber Gesang auftaucht, dann mit einer ganzen Portion Hall und Sphäre. In die Falle, sich allein in schönen Soundspielereien zu verlieren, tappt Bruin nicht. Ganz im Gegenteil schafft er es, ihnen eine facettenreiche Dynamik zu verleihen. Wall-of-sound-Passagen wechseln angenehm mit ganz klaren, leisen, puristischen Passagen ab; so klar, dass man manchmal erschrickt, weil man einen Fremden am Klavier im Nebenzimmer zu hören meint.
Herkömmliche Songstrukturen findet man nicht. Allein die manchmal sehr nervösen Rhythmen von ‘Dream Sequence’ und dem anschließenden ‘One Small Step’ fallen dem Rezensenten ein wenig unangenehm auf. Bruin nähert sich hier ein wenig den schnelleren Anathema-Stücken von “Weather Systems” oder “We’re here because we’re here”.
Am Ende bleibt: “Meta” ist ein spannendes Debüt, das einen Künstler mit einer starken Vision und einem gelungenen Album zeigt.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 9, DNL 10, KR 9)