Tengger Cavalry – Die On My Ride

Tengger Cavalry - Die On My Ride (2017) M-Theory Audio(42:36, CD, M-Theoy Audio/Soulfood Music, 2017)
Mongolen-Metal von Tengger Cavalry, das klingt im wahrsten Sinne des Wortes exotisch, denn diese Band mischt harte Rockstrukturen mit zentralasiatischen Texturen. Also das Album in freudiger Erwartung in den CD-Player gelegt und ab geht der Dschingis. Doch vorbei sind die Zeiten, als Kublai Khan in der ersten Reihe der Tenggers zu finden war und mit kehliger Stimme das Voranpreschen seiner Armada beschrie. Es finden sich auf dieser Scheibe sowohl westliche Tonarten, E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, Streicher, Pianoklänge, Elektronik-Schnipsel oder psychedelische Einfüsse als auch östliche Skalen, Rahmentrommel, asiatische, meist zweisaitige Instrumente mit Namen wie Tovshuur (mongolische Gitarre), Morin Khuur (Pferdekopfgeige) und Shanz (mongolisches Banjo) oder Khoomei (mongolischer Obertongesang; vgl. Huun-Huur-Tu, d. Red.). Da steppt der Schamane durch die Steppe, bis der Bär sich einen Wolf tanzt. Diese Musik als Heavy Metal zu bezeichnen, entpuppt sich als verbaler Fehlgriff. Mucke, welche avant-gegerbte Ohren derart fordert, ist eine Ausnahmeerscheinung im Prog-Zirkus.

Man muss bei diesem Album einerseits von einem regelrechten Stilbruch mit dem bisherigen Tengger Cavalry-Klangbild sprechen; die Band lebt seit einiger Zeit in den USA. Andererseits ist dieser Tonträger in der Tat als progressiv zu bezeichnen und schwimmt weder im eigenen Saft noch in Milch. Es handelt sich hier um Pat(c)hwork, das verschiedene (Musik-)Kulturen verbindet, dabei aber nie den Pfad musikalischen Wohlklangs aus den Ohren verliert. Manche der Stücke könnten durchaus im Kommerz-Radio laufen. Geblieben ist der starke Naturbezug der Musik, neu sind die sozialkritischen Texte.

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Die musikalische Varianzbreite reicht von Ethno Pop bis Power Metal. Alles hat eben (mindestens) zwei Saiten, nicht nur die Pferdekopfgeige. Der Pferdefuß für den Stampf-Metal-Fan mag bei dieser Veröffentlichung in Anbetracht der klanglichen Überfusionierung dessen Überforderung sein; für offene Menschen ist diese CD eine Ohrenbarung. Musik ohne Grenzen, die Lust auf mehr macht und andere Musiker auffordern sollte, ebenfalls ausgetretene Pfade zu verlassen.
Bewertung: 13/15 Punkten (FB 13, KR 9)

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