(79:53, 71:01, Doppel-CD, MIG , 2017)
Klaus Schulze feierte im August Geburtstag, einen runden. Und so hat das aktuelle Werk „Eternal“ auch den Untertitel „The 70th Birthday Edition“. Ein Geschenk für die Fans also – ein fettes dazu, denn es handelt sich um ein Doppelalbum. Nun möchte man ein vor diesem Hintergrund entstandenes Werk wohlwollend betrachten und hofft, dass es die übliche Qualität aufweist. Wäre ja blöd, ausgerechnet diesem Album eine schlechte Note zu verpassen. Doch die Sorge erweist sich als unbegründet.
Das Material aus CD1 war bisher unveröffentlicht (was allerdings nur eingeschränkt gilt, siehe weiter unten), CD2 besteht aus Kompositionen, die bisher lediglich auf sehr raren Veröffentlichungen bzw. als Bonustracks vorlagen. Das Album startet in tiefenentspannter Atmosphäre, aufgebaut auf Schulzes Spiel auf dem elektrischen Piano, wozu sanfte Streicher-artige Flächen hinterlegt sind. Ein Blick ins Booklet zeigt, wie passend der Songtitel gewählt wurde, denn das Stück heißt ‚Rhodes Romance‘. So geht es auf diesem Track eine ganze Weile sehr bedächtig zu, erst spät und eher schleichend ändert sich die Szenerie ein wenig. Die Komposition endet nach knapp 48 Minuten, was bei anderen Künstlern/Bands ein vollständiges Album abgegeben hätte. Hier ist es gerade mal der Opener eines randvoll bepackten Doppelalbums.
Schulze-Kennern kommt die Musik möglicherweise bekannt vor. Das 2013-er Album “Shadowlands“ erschien in der Erstauflage als Doppel-CD, wobei die Bonus-CD einen 55-minütigen Titel namens ‚The Rhodes Violin‘ enthielt. Die ersten zwei Drittel dieses Songs sind mit ‚Rhodes Romance‘ identisch. Der 13-minütige nachfolgende ‚Minority Report‘ ist eine temporeiche Nummer im typischen Stil des Altmeisters, während das 18-minütige ‚Mongolia‘ zu Beginn mit vielerlei Stimmen aufwartet und auch eher bedächtig erscheint. Die Art, Synthesizer-Soli mit den (gesampelten?) Stimmen zu mischen, hat hier schon beinahe hypnotischen Effekt. Das Material zu CD1 stammt aus den Jahren 2006 und 2007.
CD2 enthält drei Titel, die in sehr geringer Stückzahl (300) bei Musikmessen verkauft wurden, sie entstanden als Auftragskompositionen für Keyboard-Hersteller. Die Spielzeiten sind ähnlich wie auf CD1, hier 13, 16 bzw. 41 Minuten. Das Thema der letzten beiden Stücke war in einer verkürzten 24-minütigen Version als Bonus auf dem „Dreams“-Album zu hören, hier darf man die ungekürzte fast einstündige Fassung genießen – ein besonderes Schmankerl. Dabei überrascht Schulze bei ‚Ion/Andromeda – The Ion Perspective‘ mit täuschend echt klingendem Trompeten-Sound, der eine tragende Rolle spielt – gespielt auf Alesis-Instrumenten. Die Musik der zweiten CD ist auch hier zu finden: “Schrittmacher“ sowie “Ion“.
„Eternal“ ist ein adäquates Geburtstagsgeschenk geworden, das Klaus Schulze in starker Form zeigt. Und es ist wohl kein Zufall, dass das Cover stark an jenes seines Klassikers „Mirage“ erinnert, eines seiner besten Werke.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 10)
Surftipps zu Klaus Schulze:
Homepage
Facebook
iTunes
Spotify