Kiku feat. Blixa Bargeld/Black Cracker – Eng, Düster und Bang

(68:15, CD, Everest, 2017)
„Ich lag einmal an einem Sommerabende vor der Sonne auf einem Berge und entschlief. Da träumte mir, ich erwachte auf dem Gottesacker. Ich suchte im ausgeleerten Nachthimmel die Sonne, weil ich glaubte, eine Sonnenfinsternis verhülle sie mit dem Mond. Alle Gräber waren aufgetan, und die eisernen Türen des Gebeinhauses gingen unter unsichtbaren Händen auf und zu.“

Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten will es mal wieder wissen. Lange ging er mit der Idee schwanger, den Jean Paul-Text „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ irgendwann einmal in eine entsprechende musikalische Form zu pressen.

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Die Basis hierfür liefern nun die Schweizer Avantgardisten von Kiku, die nach dem Vorboten „Marcher Sur La Tete” nun bereits die zweite Kollaboration mit Bargeld eingehen. Und wirklich sind die von Yannick Barman und seinem Percussionisten Cyril Regamey initiierten Soundscapes aus Trip Hop, Electronica, Jazz und Minimal Music geradezu gemacht und prädestiniert für dessen manischen Intensivsprech, derweil der New Yorker Black Cracker den Erzähler gibt.

Trotz aller musikalischen Querverweise, die den Sound manchmal in Richtung Murcof/Erik Truffaz, manchmal hin zu Talk Talk, Massive Attack oder auch Steve Reich („Ich lag einmal vor der Sonne auf einem Berge“) verschieben, wirkt „Eng, Düster und Bang“ überaus homogen und wie aus einem Guss.

Eng, Düster und Bang (feat. Blixa Bargeld & Black Cracker) by KiKu

In soundtechnischer Hinsicht ist man derweil vor Überraschungen wieder nicht geschützt. „… und alles wurde eng, düster, bang – und ein unermesslich ausgedehnter Glockenhammer sollte die letzte Stunde der Zeit schlagen und das Weltengebäude zersplittern, als ich erwachte.“ Es scheint fast, als hätte Jean Paul seinerzeit schon gewusst, dass zweihundert Jahre später ein Blixa Bargeld seine Texte rezitieren würde.
Bewertung: 13/15 Punkten (CA 13, KR 12)

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