(47:03+52:59, 2CD, MoonJune Records/Cargo Records/Shack Media, 2016)
Der Pianist und Keyboarder Dwiki Dharmawan scheint außerhalb seiner Heimat Indonesien nicht sonderlich bekannt zu sein. Das könnte sich aber bald ändern, denn er hat das Zeug dazu, die Jazz-Prog-Szene weltweit aufzumischen. In Indonesien selbst ist er ein namhafter Künstler, der sich kulturell sehr engagiert. Seit rund 30 Jahren performt Dharmawan auch international – mal solo, mal mit anderen Projekten. Nach seinem MoonJune-Debüt “So Far, So Close” von 2015 erschien ein Jahr später sein Doppelalbum “Pasar Klewer”. Benannt ist es nach dem größten Textilmarkt in Solo City.
Leonardo Pavkovic von MoonJune Records hat es sich zur Aufgabe gemacht, Künstler zu unterstützen, deren Musik in keine Schublade passt. Dabei bleibt alles im progressiven Rahmen, wobei der Fokus auf Jazz liegt. Prog und Jazz im weitesten Sinne: Alle Facetten und Nuancen sind erlaubt, es darf nur nicht gewöhnlich sein. Für “Pasar Klewer” hat überraschenderweise Pavkovic selbst in London ansässige Musiker ausgesucht. Da er Dharmawan seit Jahren kennt, war es ihm möglich, den Indonesier mit inspirierenden Mitstreitern bekannt zu machen. Unter den zahlreichen Mitwirkenden sind der Bassist Yaron Stavi und Schlagzeuger Asaf Sirkis.
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Der Auftakt mit dem Titelstück ‘Pasar Klewer’ ist so mitreißend und so ausgiebig melodisch, dass man das Gefühl hat, man wäre auf ein Meisterwerk gestoßen. Und das ist es auch. Dharmawan ist ein wahrer Virtuose und beweist sein Können bereits im ersten Song. Diese ausgelassene Freejazz-Rocknummer ist auch bereits der Höhepunkt des Albums – alle folgenden Stücke stehen in ihrem Schatten, was allerdings keine negative Kritik ist.
Vielleicht hätte man sich nur die Reihenfolge anders überlegen sollen. Den einzigen Coversong gibt es gleich doppelt: Boris Savoldelli übernimmt die Vocals für ‘Forest’, im Original von Robert Wyatt, und auf der zweiten CD gibt es die instrumentale Version davon, die gelassener daher kommt, weniger dramatisch, allerdings auch ihren eigenen Charme verbreitet. Für einen kleinen Lacher zwischendurch sorgt der ‘Frog Dance’, für den die quakenden balinesischen Frösche auch brav ihre Credits bekommen haben.
Das Doppelalbum bietet viel Abwechslung: Mal geht es traditioneller zu, wie beispielsweise bei ‘Lir Ilir’, an anderer Stelle, wie bei ‘London in June’, hört man Zappa-Reverenzen heraus. Insgsamt ist “Pasar Klewer” eine kulturübergreifende Reise, die auf sehr sympathische Art und Weise modernen Jazz mit Progrock verbindet.
Bewertung: 13/15 Punkten (KR 12, DW 13)
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