Zappanale 2017, Bad Doberan, 12.-16.07.17, Galopprennbahn

“Dweezilnale”

Zappapalooza, Freudentaumel in Bad Doberan. Da guckt man jahrelang die Livemitschnitte von ‚Zappa plays Zappa‘ – Verzeihung, ‚Zappa plays [unflätigen Ausdruck nach Wunsch einfügen]‘, um einen Eindruck zu bekommen, wie Zappa-Titel klingen können, und plötzlich sitzt der Protagonist dieser Lehrvideos fünf Meter entfernt auf einem schlichten (natürlich roten) Sofa und grüßt scheu in die Runde.

Und was für eine Runde das ist! Das Zelt quillt beim Meet and Greet über vor Freudentränen, Zuneigungsbekundungen und fanatischen Zwischenrufen und man wird den Eindruck nicht los, die Sanitäter sind nicht wegen der sommerlichen Temperaturen so in Alarmbereitschaft. Ein Justin Bieber-Konzert hat Wartezimmer-Atmosphäre gegen diese zum Bersten gefüllte Emotionsblase, diese sich mühsam im Zaum haltende Glaubensgemeinschaft.

Es ist meine achte Zappanale, doch ich erahne jetzt wohl zum ersten Mal das Ausmaß der Verehrung, nein Vergötterung, das Frank Zappa noch immer entgegengebracht wird. Dieses Jahr also eine Zappanale mit Dweezil Zappa: ganz in echt, mit ergrauten Schläfen, sympathisch zurückhaltend und sichtlich nervös. Der verlorene Sohn scheint zu Hause angekommen.

Doch immer der Reihe nach. Was wäre eine Zappanale ohne die dazugehörige Warm-up-Party am Donnerstag, bei der sich alle Doberaner Anwohner jedes Jahr von neuem vergewissern können, dass sie diesen Zappa-Krach noch immer schwer erträglich finden. Anlass dazu bietet zu Beginn Zappnoise, die direkt nach dem Käffchen das erste Set Zappa über den Kamp knattern. Wem das noch zu norddeutsch unterkühlt ist, der kann sich von Dirty Feetz weiter anheizen lassen. Ausgeflippte Jungs in schrillen Kostümen, zirkusreife Bühnenshow, mit jedem Song verliert der Sänger irgendwie ein weiteres Kleidungsstück und ganz nebenbei tüfteln vor der Bühne zwei anscheinend dem Landfrauenmagazin entstiegene Schönheiten an einem fahrradbetriebenen Smoothiemaker (funktioniert!) und versorgen das Publikum – ein entwaffnendes Lächeln auf den Lippen – mit selbstgemachtem Fruchtmatsch. Nebenbei ist die Musik beachtlich: zackig, tanzbar und doch zappaesk verschachtelt. Ein Volltreffer – inspirierend, anstachelnd, beglückend. Gerne wieder und dann sehr gerne auf der Mystery Stage!

Kurzes Intermezzo im Kamp-Kino, wo Ralf Schütte Outtakes aus seinem Film „Eat that Question“ kredenzt. Geek Stuff für Insider, durchaus unterhaltsam. Später am Abend dann der gesamte Film, den ich leider versäume.

Währenddessen tobt sich draußen Paul Green’s Rock Academy aus und der Eindruck vom letzten Jahr verstärkt sich leider. Talentierte junge Musiker mit teilweise wirklich beachtlichen Leistungen, aber kein Herzblut, keine emotionale Bindung zu dieser Musik. Setzte man ihnen Debussy, Santiano oder John Cage vor, sie würden es wohl genauso runterspielen. Omnipräsent auf der Bühne stets das Argusauge von Paul Green, wie ein bedrohlicher Zuchtmeister die jungen Mädels überwachend. Sehr unbehaglich. Muss das immer sein?

Die Darbietungen von Paul Green’s Rock Academy stießen zumindest bei der Peer Group auf einiges Interesse.
Foto: Bernd Hentschel

Zünftig beendet wird die Warm-up-Party in guter, alter Tradition von den Lokalmatadoren Bad Penny. Ihre Mischung aus Folk Rock und Gassenhauern – ehrliche, handgemachte Musik mit sehr guten Gesangsparts – ist zwar eingängig, kreiert aber ganz hervorragend eine bier- und leutselige, leicht euphorisierende Abendstimmung. Willkommen zu Hause (‚It’s good to be home‘, wie Jim Cohen sagt.), hier bist du richtig, alles ist gut.

Das Programm beginnt Freitag schon gegen 11.00 in den Ausstellungsräumen der Arf Society mit Chato! und anschließend einem Q&A mit Moon Zappavia Skype, doch leider ist für mich das Wiedersehen mit alten Freunden am Vormittag zu drängend, zu essenziell das Flanieren und Genießen der Ruhe vor dem Musiksturm. Und so sind die Rumänen Theo and the Wrist Band das erste, was ich Freitag erlebe. Der Sänger Theo scheint optisch einer 80er Thrash Metal Band entflohen, ist eine echt heftige Rampensau und singt wie eine junge Nachtigall – eine Nachtigall mit Lederweste und Wallemähne. Gespielt werden sehr pompös inszenierte Zappa-Songs („Why does it hurt when I pee“: so strotzend vor Pathos, dass es eine wunderbar brüllende Ironie ist!) und eigene, etwas glattere und anschmiegsamere Titel. Bekömmliche Vorspeise, die Lust auf mehr macht.

Auf der Mystery Stage danach das Kontrastprogramm mit Frustice. Man nehme Schlagzeug, Basssaxophon und zwei krasse Freaks und was rauskommt, würde bei einem harten Electrogeballer-Set nicht groß auffallen. Vertrackt, polyrhythmisch, penetrierend und auf die Dauer meditativ und hypnotisierend. Die Bässe wummern in Kopf und Bauch, das Denken vibriert mit, und man kann sich die Wirkung bewusstseinsverschiebender Drogen bei dieser Musik gut ausmalen. Dennoch bin ich froh, nüchtern zu sein, denn es gibt viel zu sehen und zu denken bei dieser Musik, auch wenn ich beim Taktartenraten schnell resigniere. Vielen Dank für diese Dosis, Jungs!

Pilgert man danach zur Main Stage, wird man von der Kazutoki Umezu Kiki Band empfangen (im Folgenden aus Unvermögen „die Japaner“ genannt 😉 ). Holla die Waldfee. Das erste, was einem ins Auge und Ohr springt, kommt gänzlich von Kazutoki Umezu, der dem Saxophon Töne zu entlocken vermag, die mir sofort eine Gänsehaut über den Rücken jagen. So macht man Liebe mit Saxophonen, liebe Kinder. Ich muss ihn, der in viel zu großer Latzhose und Hut wie ein gemütlicher Gartenzwerg wirkt, unverwandt anstarren, obwohl der Rest der Band nicht minder gute Arbeit leistet. Das Ergebnis ist exzellenter Progressive Rock, ein mich vielgestaltig umfangendes Dickicht aus sich wunderbar ins Unendliche schraubenden Melodien, sich epileptisch entladenden Rhythmen und alles umgreifenden Hastdunochnichtgehört-Harmonien. Zum Reinlegen, sich drin Verlieren. Danke, genau deswegen bin ich hier.

Zurück zur Mystery Stage, The Untouchables. So untouchable find ich die beiden gar nicht, ganz im Gegenteil: Valentina Ciardelli und Benjamin Boo wirken sehr nahbar und sympathisch. Und die Skepsis, ob die Musik von „sonen Studierten“, wie unser Bassist meint, nicht zu brav für die Zappanale ist, verfliegt sofort. Entzündet wird ein Klangfeuerwerk mit Vibraphon und Kontrabass, tänzelnde Leichtigkeit und heiterer Ernst, ganz im Dienste der Musik.

Den darauffolgenden Auftritt von Paul Green’s Rock Academy (s.o.) nutze ich nach dem Erlebnis vom Vortag zum Verdauen des bereits Gehörten und zur ausgiebigen „Sozialpflege“ und führe sie mir daher nur von Weitem zu Gemüte. Gut möglich, dass das voreingenommen, ignorant oder unfair ist, aber auch aus sicherer Entfernung provozieren die Gesangsfetzen in der Runde eine Diskussion über die potenzielle Nervigkeit von weiblichen Stimmen, weshalb sich das Gefühl, etwas zu verpassen, in Grenzen hält.

Zum Abschluss des Konzertreigens The Yellow Snow Crystals auf der Mystery Stage. Diese sind keine Unbekannten auf der Zappanale und während um mich alle von Paul Green gesättigt langsam Richtung Zelt diffundieren, taue ich erst richtig auf. Die tanzbaren Zappa-Titel voller Insider, Witze, Anekdoten und Referenzen sind jetzt genau das Richtige. Und es ist eine Wohltat, dass Zappa ins Deutsche übersetzt so gar nicht uncool, steif oder aufgesetzt sein muss, sondern frech, selbstbewusst und unaufgeregt daherkommt.

Viel zu schnell vertanzen sich die Stunden, sodass das nimmermüde Partyvolk danach noch zur gar nicht so geheimen, alljährlichen Secret Vinyl-Party muss. Bis weit in die Morgendämmerung zappeln dort die Jungspunde im Jahre 2017 zu Zappas Musik, das muss der wahr gewordene „Play my music“-Traum sein. Und kann mal bitte jemand diesem DJ einen Orden verleihen? Ich bastel’ auch einen.

Der Samstag beginnt dementsprechend verkatert und entspannt. Wieder wird das Programm in den Ausstellungsräumen (Caballero Reynaldo und Ilse Rupert) geschwänzt, stattdessen muss das ermattete Hirn dringend in die Ostsee getaucht werden. Mit der Idee sind wir nicht allein; es hat seinen ganz eigenen Charme, die Jungs von Dirty Feetz und viele andere Festivalbesucher in Heiligendamm am FKK-Strand wiederzutreffen, natürlich alle im Adamskostüm. Liebe Zappanale, bewahr‘ dir bitte diese familiäre, ostdeutsche, unbefangene Atmosphäre!

Aber zum Meet & Greet mit Dweezil muss auch der Letzte wieder seine Hose angezogen und den Weg zum großen Zelt gefunden haben. Haben auch wirklich alle, wie es scheint. Das Zelt fasst plötzlich eine mittlere Kleinstadt und manche warten schon Stunden vor dem Beginn auf den Bänken, um sich einen guten Platz zu sichern (Wo sind eure Handtücher, ihr seid doch gute Deutsche?). Das erste Mal spüre ich bei den sonst so entspannten Organisatoren von der Arf-Society so etwas wie hektische Betriebsamkeit und Nervosität, und auch die Security hat alle Hände voll zu tun, die besonders Gewitzten von der vordersten Bank zu verscheuchen, um den nötigen Sicherheitsabstand zu gewährleisten.

Als Dweezil dann endlich kommt, gibt es kein Halten mehr. Frenetischer Applaus für ein schüchternes „Hallo“. Im Interview im Jim Cohen stellt Dweezil vor allem klar, auf wessen Seite er im Zwist zwischen Gail Zappa/Zappa Family Trust (ZFT) vs. Arf-Society steht (“I am not my mother. […] I am here because she is not here.”), was ihm erneut tosenden Applaus einbringt. Dennoch bleibt noch etwas Zeit, über das Konzert am Abend zu sprechen und Fragen und Zwischenrufe von Presse und Fans zu beantworten (Wie schön er die Büste von Frank auf dem Kamp fände? – Gar nicht so schön (aber höflich formuliert)., Ob er die Jungs mit den Conehead-Masken gesehen habe? – Ja, hat er., Ob er denn genauso politisch sei wie “sin Vadding”? – Nö, gar nicht so., Ob er was zu dem Cover-Photo von „Zappa in New York“, das er geschossen hat, erzählen könne? – Jo, kann er., … und so fort). Ich habe selten so viele Menschen so still gebannt zuhörend und dennoch so laut in ihrem Gefühlsausdruck erlebt. Viel zu schnell muss sich Dweezil wieder verabschieden, um sich um „technische Probleme“ zu kümmern und auf sein masochistisch anmutendes Dreistunden-Programm vorzubereiten. Ich gönne es ihm.

Nachdem die Dweezil-Euphorie halbwegs verdaut ist, ist Hildegard lernt fliegen für mich das Nächste. Ich wurde vorgewarnt, habe nach großspurigen Empfehlungen diesem Konzert sehr entgegengefiebert und dennoch erwischt es mich eiskalt, bin ich glatt überwältigt von dem, was da von der Bühne kommt. Ich weiß, Rezensionen geizen nie mit Superlativen, aber nach diesem Konzert war der unwillkürliche Gedanke, dass dies der beste Gig sein muss, den ich je gesehen habe. Ich stehe die Hälfte des Konzerts mit offenem Mund und leuchtenden Augen vor diesen Schweizern wie ein Kind im Süßigkeitenladen.

Wo beginnen? Andreas Schaerer ist wohl derjenige, der allen anderen noch so guten Musikern aus der Band erbarmungslos die Show stiehlt. Es gibt keinen Menschen, der täuschend echt und virtuos „human trumpet“ spielt, dazu kreativ, melodiös und schwindelerregend schnell beatboxt und mit gefühlten fünf Oktaven Stimmumfang und allen(!) erdenklichen Stilmitteln Gänsehaut erregend gut singt – alles zeitgleich, wohlgemerkt. Solche Menschen gibt es einfach nicht, sonst könnte ich sofort vergessen, jemals wieder singen zu wollen. Und so ist Andreas Schaerer für mich kein Mensch, sondern eine Mischung aus Halluzination, Prinz aus der 2364. Dimension und perfekt programmierter künstlicher Intelligenz. Solltest du diese schräge Rezension lesen, Andreas, ja, das ist ein Kompliment.

Wenn der Kurzschluss im Hirn notdürftig verarztet wurde, kann man versuchen, den Rest dieser buchstäblich genialen Musik zu würdigen. Ob Percussion, Schlagzeug, Marimba oder jegliches, in schwindelerregender Geschwindigkeit eingewechseltes Blasinstrument (Bassklarinette, yeah!) – jeder einzelne Musiker ist ein Virtuose und lebt sein Instrument und die Musik an sich. Das wird auch für den Letzten erkennbar, als willkürlich Leute aus dem Publikum auf die Bühne geholt werden, um die Band spontan mit Gesten oder Tanzstilen zu dirigieren. Solche „Albernheiten“ gehen nur, wenn alle auf Zack und voll da sind. Dabei geben die Jungs nicht nur mit ihrer Virtuosität an: Die Musik ist zwar kompliziert, hat aber auch viele Swing-Einflüsse und ist trotz und gerade wegen ihrer Komplexität unheimlich gut zu genießen, entführt dich in versteckte rhythmische Winkel und fremde Klangsphären. Danke, dass ihr mir gezeigt habt, wie Musik sein kann. Wenn ich das nächste Mal denke, ich beherrsche mein Instrument nicht, dann denk ich an euch und kann beruhigt feststellen: es stimmt. 🙂

Noch vollkommen benebelt von diesem Erlebnis und in mentaler Vorbereitung auf Dweezil verpasse ich leider Studio Dan. Halb so wild, wird mir gesagt, du wirst sie morgen Abend noch einmal erleben. So also Warten auf Mr. Zappa. Schon lange vor dem Beginn des Konzertes füllt sich der Platz vor der Hauptbühne, bis man das authentische Feeling anderer Festivals kriegt: Alles steht dicht gedrängt, keine Aussicht, sich nach vorne durchzumogeln geschweige denn seine Mitstreiter zu finden. Sehr unüblich für das sonst entspannte Zappanale-Publikum. Jim Cohen und Wolfhard „Spanien“ Kutz Spanien kündigen Dweezil an und nachdem dieser erfahren hat, dass man über 15 Jahre auf ihn gewartet hat und noch mit einem Holzhocker („Dweezil was here. Zappanale“) – ja, echt jetzt – und einem Buch über 25 Jahre Zappanale (u.a. mit starken Rezensionen drin!) beschenkt worden ist, darf er endlich loslegen.

Was folgt, ist ein über dreistündiges, technisch perfektes Feuerwerk von Zappa-Stücken unterschiedlichster Schaffensperioden und durchaus auch mit unbekannteren Stücken. Da hat jemand eindeutig seine Hausaufgaben gemacht. Niemand kann Dweezil vorwerfen, er würde das musikalische Erbe seines Vaters (stief)mütterlich (ha!) behandeln. Dweezil selbst ist auf der Bühne ähnlich zurückhaltend und unscheinbar wie im Interview. Nur trägt diese sympathische Zurückhaltung leider nicht zu einer guten Bühnenshow bei. Diese findet vornehmlich links und rechts von ihm statt: Sheila Gonzalez (was für eine Saxophonistin!) und Cian Coey (Gesang) sind die Hauptakteure, Dweezil„vergisst“ man daneben leicht. Dafür dringt er in seinen virtuosen Soli umso prominenter zurück ins Bewusstsein. Als er sich für einige Titel auch noch Ike Willis auf die Bühne holt, scheint der feuchte Traum des Hardcore-Zappa-Fans wahr geworden. Doch obwohl Dweezil so beflissen abliefert – vielleicht ist man nach drei Stunden einfach satt, vielleicht ist es auch manchmal zu perfekt, zu glatt – so richtig mitreißen will mich die Show nicht. Dennoch, es war gut, dass er da war, nicht nur für die Seele der Fangemeinde.

Den Abend beschließen Caballero Reynaldo mit Zappa-Titeln und viel King Crimson auf „weird Spanish way“, wie der coole Schwede neben mir konsterniert feststellt. Also beschwingt, entspannt und rhythmisch interpretiert, wohltuende Klänge für die überhitzten Gemüter. Mich begleiten diese Klänge noch bis zum Zelt, wo ich wie tot in die Kissen sinke.

Sonntag Regenstimmung. Für den ganzen Tag drohen Regengüsse, sodass die Abreisewelle schon am Morgen in vollem Gange ist. Auch meine Mitfahrgelegenheit scharrt mit den Füßen, doch ich kann noch aushandeln, zumindest bis zur „unaussprechlichen Band“ zu bleiben. Gott sei Dank übertrifft das Orchestre tout puissant Marcel Duchamp XXL noch meine Erwartungen. Faszinierend ist die fast durchgängig doppelte Besetzung der Instrumente und die symmetrische Anordnung auf der Bühne: zwei Schlagzeuge, daneben zwei Kontrabässe, davor zwei Marimbaphone, zwei E-Gitarren, zwei Posaunen, Cello, Bratsche und zwei Violinen, dazu allerhand Krimskrams wie Triangel, Glöckchen und Vogelflöte. Dass da nicht nur Klangbrei von der Bühne kommt, ist schon beachtlich. Kontrastiert wird das Ganze von Liz Moscarolas zerbrechlich wirkenden, glockenhellen Gesang. Die Polyrhythmen, das Marimbaphon und die langgezogenen Gesangsätze verleihen dem Ganzen einen afrikanischen Sound, man entdeckt aber noch weit mehr Einflüsse, wenn man lange genug zuhört. Hymnisch, bombastisch, ergreifend sind die Stücke, mit dieser Fülle an Musik, die da von der Bühne drängt. Und dabei wirkt es kein bisschen billig, sondern mit viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail, viel Ernsthaftigkeit zelebriert. Das regenzerknautschte, noch nicht so tanzwütige Publikum lässt sich am Ende doch mitreißen, sodass es das Orchester nicht ohne mehrmalige Zugabe entlässt. Merci!

Ich verlasse die Galopprennbahn wehmütig und in dem Bewusstsein, mit Chato!, Studio Dan, der traditionellen Good Bye Session und dem Käckenprojekt Hundemeister wirklich etwas zu verpassen. Aber dagegen hilft nur eins: wiederkommen! Und das werde ich tun. Danke für diese schöne Zappanale, für das mutige Engagieren so augenöffnender Bands, für die immer neuen Denk- und Höranstöße und für das jährliche Auffrischen des Glaubens, dass es da draußen noch viel gute Musik gibt. Auf nächstes Jahr (#29, 20.-22.07.18)!

Text: Agnete Granitzka (Zappnoise)

Fotos: © Bernd Hentschel für Zappanale.de

Surftipps:
Zu den erwähnten Bands im Text
Zur ausrichtenden Arf-Society e.V.
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Rezension zu “We Are The Other People – 25 Jahre Zappanale”