(53:22, CD, Noisolution/Soulfood, 2017)
Dirty Sound Magnet stammen aus Fribourg und waren zehn Jahre lang ein Quartett, das zwei Alben veröffentlichte, fast 200 Konzerte gab und zu einem Trio schrumpfte, nachdem Band und Sänger sich voneinander entfernten und er schließlich ausstieg. Die übrigen Drei haben Singen gelernt, Gitarrist Stavros übernimmt auf dem vorliegenden Album die Leadvocals.
“Western Lies” ist Dirty Sound Magnets Debüt als Trio, die Songs entstanden über ein Jahr hinweg im Proberaum. Das Ergebnis ist eine interessante, frische Platte voller Soundexperimente. Sie bietet gitarrenlastigen psychedelischen Rock, der in seinen Grundzügen in Richtung Led Zeppelin oder Jimi Hendrix geht. Die Band selbst bezeichet ihre Musik als “Creative Rock”, und wenn eine Band von sich selbst behauptet, ein neues bzw. eigenes Genre geschaffen zu haben, wird man als Betreuer leicht skeptisch. Also reinhören!
Der erste Song ist wahrscheinlich in Anlehnung an die eigene Geschichte ‘The Sophisticated Dark Ages (2007-Present)’ gennant worden. Das Ganze hat psychedelische Atmosphäre, ist voller Hall und Echos und wirkt spacig. Dieser experimentelle Stil zieht sich durch das ganze Album. Nach dem instrumentalen Opener kommt das erste Lied mit Gesang, und dieser ist gleich mehrstimmig: ‘Cash Cow Superstar’ ist schräg und groovy. Der auch als Refrenz genannte Ty Segal könnte dieses Lied auch aufgenommen haben, der Vergleich ist treffend. Das wohlklingende Gitarrensolo geht runter wie Öl und die Einflechtung dieses melodiösen Parts in den schrägen Song ist toll umgesetzt und eine gelungene Idee, deren Wirkung aufgeht.
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‘A Gutted Diva’ kommmt ruhig und gitarrenbetont daher und überzeugt mit einer schönen Steigerung und dreckigem Gesang zum Ende. Ein Schrei eröffnet ‘Homo Economicus’ und der Bassist(?) darf sich hier sound- und spielmäßig als Songbasis auftoben. Der Song ist tanzbar. Hier schimmert ein wenig von Radiohead durch und über das gesamte Album kommen einem auch immer mal wieder … And You Will Know Us By The Trail Of Dead in den Sinn, die als Reverenz viel eher herhalten können als Led Zep oder Hendrix.
Hier wird viel mit Sounds experimentiert – ein Effekt, der für Dirty Sound Magnet zum Songwriting gehört. Der Gesang ist interessant, die Stimme mag gewöhnungsbedürfig wirken, fügt dem Klangcharakter aber eine ganz eigene Note hinzu. Auf dem Album geraten Psychedelic, Space, Indie und Glam zu einer spannenden Mixtur. Die Jungs aus der Schweiz haben hohe Ziele, und sie scheinen selbstbewusst und talentiert genug, diese erreichen zu können. Also: kreativ, ja. Rock, ja. Aber ein neues Genre? Wohl weniger. Eine interessante Platte von einer interessanten Band, die mit solchen Statements vorsichtig sein sollte, um nicht überheblich zu wirken. Ihre gute, innovative Musik spricht für sich, da braucht es keine Definition. Bitte mehr vom schmutzigen Geräuschmagneten!
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 10, PR 12)
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