Telescope Road – Telescope Road
(44:25, CD, Eigenproduktion, 2016)
William Kopecky – mit diesem wahren Meister am Fretless-Bass verhält es sich ein wenig so wie unlängst beim Gitarristen Michel Delville beschrieben: ein ungemein diversifiziertes Netzwerk aus Kooperationen und Engagements in den unterschiedlichsten Genres. Und zumindest Williams Beiträge zu all diesen Aufnahmen waren die Beschäftigung damit noch immer wert. Zum Beispiel mit und bei Kopecky (einem Projekt mit seinen Brüdern Joe und Paul Kopecky an Gitarre und Percussion), Yeti Rain, Flyin’ Ryan Brothers, Haiku Funeral (ein beängstigend starkes AvantBlackMetal-Projekt und bislang klarer Favorit des Rezensenten), Far Corner, The Bollenberg Experience, Pär Lindh Project.
Das Pär Lindh Project stellt auch den Berührungspunkt mit Williams aktuellem Partner am Schlagzeug dar: David Lillkvist, dessen Arbeit bei Gjallarhorn auch mancher kennen wird. Der Gitarrist Alain Chiarazzo (u.a. Gründungsmitglied von Eclat) macht das Trio komplett und bereit zu neuen Großtaten. Auftritte bei den Prog’Sud- (2013, 2015) und Crescendo-Festivals (2016) in Frankreich verliefen offensichtlich ermutigend.
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Und so wurde vergangenes Jahr ohne Label-Unterstützung das vorliegende unbetitelte Debüt produziert und veröffentlicht, das aber noch erheblich mehr Aufmerksamkeit gebrauchen könnte. Und verdienen würde! Es enthält drei Kompositionen ohne und drei mit Gesang: Bill singt selbst auf ‘Serpent’, der Gesang auf ‘Eat Your Heart Out’ stammt von der finnischen Künstlerin “Cleo”. Auf ‘Fireworks And January Skies’ ist souliger Lead- und Hintergrundgesang von Sibongile Mbambo aus Südafrika zu hören.
Den Startpunkt dieser Reise markiert jedoch Williams charakteristisch pumpender Fretless-Sound auf dem jazzigen ‘Crystal Revenge’. Während das mit einer Shadowfax-Idylle beginnende Stück u.a. aufgrund von Davids Powerhouse Drumming zunehmend heftiger wird, fällt Alain mit elektrifizierten und akustischen Leads ein, die auch eines Al Di Meola würdig währen – und der Bass-Sound verzerrt zunehmend, bis es schließlich röhrt wie bei Chris Squire seligen Angedenkens. Der furiose Longtrack führt noch eine flirrende Flamenco-Passage ins Feld, bevor er mit dem Bass-Riff vom Anfang ausklingt.
‘Serpent’ erhält seine exotische und geheimnisvolle bis bedrohliche Atmosphäre durch Nabankur “Pinku” Bhattacharya an Tabla und indischem Sprechgesang – sowie durch Williams eindringlich geflüsterte Schilderungen aus dem Garten Eden. Alain lässt seine akustische Gitarre hier fast wie eine Oud klingen. ‘Gut Metal’ bleibt wider Erwarten akustisch und erinnert an die italienisch-schwedischen Meisterleistungen des BFH-Projekts mit u.a. Mats Hedberg.
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Mit dem funkigen ‘Eat Your Heart Out’ geht ein kurzweiliges, hörenswertes aber auch entschieden anspruchsvolles Opus zwischen Rock, Jazz-Rock und Weltmusik zu Ende. Beeindruckend.
Bewertung: 12/15 Punkten
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