Discipline – Captives Of The Wine Dark Sea

(47:05, CD, The Laser’s Edge, 2017)
Vor 20 Jahren erschien mit “Unfolded Like Staircase” das Magnum Opus der seit den späten Achtzigern aktiven Detroiter Prog-Formation Discipline. Bis heute rangiert dieses Album ganz weiten oben bei den relevanten Prog-Alben der 90er-Jahre, auch wenn die Band nie über den Underground hinauskam. Doch die Geschichte geht erfreulicherweise mit einem neuen, viel versprechenden Kapitel weiter. Die Band um Sänger Matthew Parmenter ist nicht gerade für massiven Output bekannt. So ist “Captives Of The Wine Dark Sea” erst das fünfte Studioalbum, es kommt sechs Jahre nach dem formidablen “To Shatter All Accord“.

Das Prinzip Klasse statt Masse gilt auch bei der aktuellen Platte, für die Produzentenveteran Terry Brown (u.a. Rush, Fates Warning) an den Reglern saß. Diese Verbindung kommt nicht von ungefähr, denn seit ein paar Jahren ist der ebenfalls aus Detroit stammende Tiles-Gitarrist Chris Herin bei Discipline als Nachfolger für Gründungsmitglied Jon Preston Bouda tätig, und die Tiles-Alben wurden ebenfalls zum Teil von Terry Brown produziert.

Wer nun glaubt, dass der deutliche Rush-Einfluss von Tiles auch bei Discipline Einzug hält, der sieht sich getäuscht. Denn Discipline setzen nach wie vor auf recht düsteren Retroprog, bei dem Einflüsse von Van Der Graaf Generator nicht von der Hand zu weisen sind. Mag auch daran liegen, dass bei dem Quartett die langjährigen Mitglieder Paul Dzendzel (Schlagzeug) und Mathew Kennedy (Bass) weiterhin das rhythmische Fundament legen.

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War “To Shatter All Accords” noch sehr wuchtig, über weite Strecken düster und ausladend in Szene gesetzt, so ist “Captives Of The Wine Dark Sea” eine Mixtur aus kürzeren, direkten Nummern und einigen epischen Longtracks. 47 Minuten Spielzeit verteilen sich auf sieben Titel, die meist so melancholisch und düster wirken, wie man es von Discipline kennt und liebt. Andererseits bekommt man überraschenderweise recht viele Instrumentalparts zu hören, die songdienlichen Tracks weisen hier und da sogar beiläufigen Rockappeal auf (‘Love Songs’, ‘Here There Is No Soul’). In brillanten Momenten treffen analoge Keyboards (u.a. Mellotron, Synthesizer, Piano) mit voller Wucht auf pastorale, ergreifende Gitarrenläufe.

Als repräsentative Anspielmöglichkeit für den kompakten Songansatz kann ‘Life Imitates Art’ dienen, während der theatralische Opener ‘The Body Yearns’ und das 15-minütige, das Album beschließende ‘ Burn The Fire Upon The Rocks’ für die ausschweifende Spielart von Discipline stehen.

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Zwar weist ‘Captives Of The Wine Dark Sea’ nicht ganz die Strahlkraft seines Vorgängers auf, dennoch überzeugt es als weiteres vitales Retroprog-Statement. Das Album ist als CD, LP und in digitalen Formaten erhältlich. Die Band kommt im Spätsommer für einige Auftritte nach Europa, sie spielt jedoch leider nur in Spanien und Italien.
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 12, KS 12)

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Abbildungen: Discipline / The Laser’s Edge