Big Big Train – The Second Brightest Star

(72:10, CD/LP, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 2017)
Die meisten Bands veröffentlichen alle paar Jahre ein Album, manche aber schaffen auch mal zwei Veröffentlichungen binnen zwölf Monaten. Für Big Big Train sind dies keine Maßstäbe mehr, die Band brachte es innerhalb kürzester Zeit auf eine Live-Blu-ray, eine Live-CD und zwei Studioalben. Damit nicht genug, folgt nun nur wenige Wochen nach “Grimspound” mit “The Second Brightest Star” ein weiteres Studioalbum.

Die Sessions zum letzjährigen “Folklore” müssen jedenfalls sehr ergiebig gewesen sein. War “Grimspound” allerdings ein rundum vollwertiges Album, so fühlt sich “The Second Brightest Star” doch ein wenig nach Resteverwertung und Wiederkäuen an. Von seinen zehn Tracks sind sieben bislang unveröffentlicht, drei weitere bestehen aus Fragmenten der Vorgängeralben in teilweise neuen Arrangements und Abfolgen. Dies ist sicherlich für den harten Kern der Fans interessant, hätte aber nicht unbedingt auf ein Album gehört. Wenden wir uns also den sieben wirklich neuen Tracks zu.

Mit dem titelgebenden Opener fahren BBT gleich das auf, was in manchen englischsprachigen Reviews gerne als “Pastoral English Music” bezeichnet wird. Erhabene und getragene Gesangslinien werden mit Geige und Piano umrahmt, die zu einem eindrucksvollen Ende führen. Das fröhliche instrumentale ‘Haymaking’ folgt, leicht verdaulich und schnell vergessen. ‘Skylon’ ist ein weiterer typischer BBT-Song, wunderbar instrumentiert und perfekt eingespielt. Allerdings zieht er sich ein wenig zu sehr in die Länge und lässt erst am Ende mit leicht floydesken Einflüssen aufhorchen.

‘London Stone’ verwendet eine Idee von ‘A Mead Hall in Winter’ – ganz nett, aber auch nicht gerade beindruckend und schon nach zwei Minuten vorbei. Mit ‘The Passing Widow” hat sich eine ziemlich kitschige Ballade aufs Album geschlichen, Piano Man meets Musical, leider eine ziemliche Enttäuschung. Zum Glück ist “The Leaden Stour” wieder klassiches BBT, es gibt schöne Bläsersätze (eines der Highlights auf “Folklore”), aber auch hier Fragmente der Vorgängeralben zu hören. Man merkt deutlich, dass die Songs alle den gleichen Studiosessions entstammen. Dies trifft auf das instrumentale ‘Terra Australis Incognita” zu.

Abschließend sei gesagt, dass Big Big Train nach eine Reihe sehr starker Veröffentlichungen den Bogen etwas überspannt. Vielleicht hätte man “The Second Brightest Star” den Fans als eine Art Dankeschön für kleines Geld zum Download anbieten sollen, es wirkt mit wenigen Ausnahmen wie eine Bonus-CD zu den letzten beiden Alben. Freuen wir uns auf die hoffentlich bald anstehenden Gigs der Band, denn ihre musikalischen Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben. Das nächste Studioalbum darf gerne etwas länger auf sich warten lassen, dafür aber wieder voll und ganz überzeugen.
Bewertung: 9/15 Punkten (WE 10, DH 9, HK 9, KR 10, KS 9)

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