(67:42, CD, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 2017)
Odd Logic aus Seattle gibt es schon seit 2003, allerdings war es die meiste Zeit eine Einmann-Band – die Vision von Sean Thompson, der seit jeher für alle Instrumente, Vocals, Kompositionen und auch für die Produktion verantwortlich zeichnete. “Effigy”, das siebte Studioalbum, ist nun die erste Odd-Logic-Veröffentlichung mit vollständiger Band.
Das ist insofern besonders kurios, da man in der Odd-Logic-Diskographie eine Veröffentlichung mit dem Titel “If we were live” (2013) finden kann. Doch wenn man etwas genauer recherchiert, wird man herausfinden, dass man den Titel einfach ganz und gar wörtlich nehmen muss: Wenn wir denn live wären! Das Ganze war ein cleverer Trick von Thompson, der hier ein fiktives Konzert veröffentlicht hatte, inklusive Applaus zwischen den Songs. Eine andere verrückte Idee von ihm war, einen komplett neuen Progmetal-Soundtrack zum 2003er-Vampirfilm “Underworld” zu komponieren (“Over the Underworld”, 2011). Der Rezensent wüsste nur zu gerne, ob es mal jemand geschafft hat, die Scheibe mit der DVD synchron zum Laufen zu bringen.
Aber genug Odd-Logic-Geschichtsstunde, schließlich soll es hier ja um das aktuelle Album “Effigy” gehen. Meister Thompson hat sich also Verstärkung geholt: Pete Hanson verdrischt die Felle und growlt gelegentlich, Mike Lee zupft die Basssaiten und Stephen Pierce bedient die zweite Gitarre. Das letztjährige Album “A Penny for your thoughts” hatte ein paar überschwängliche Kritiken abgeräumt, da ist die Neugier natürlich groß, ob “Effigy” mithalten kann.
Los geht es mit dem gut 17-minütigen Titeltrack, der im akustisch gehaltenen Intro eine Hauptinspirationsquelle von Odd Logic preisgibt: Fates Warning dürften den verqueren Logikern sicherlich das eine oder andere Mal zu Ohren gekommen sein. Das ist natürlich eine Hausnummer, allerdings muss man auch sagen, dass sich viele jüngere, melodische Progmetal-Bands eher an die Frickelvariante von Dream Theater halten als an die emotionalen Epen von Jim Matheos, Ray Alder und Co. Insofern ist diese Grundausrichtung nach dem Dafürhalten des betreuenden Rezensenten schon mal sehr zu begrüßen.
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Odd Logic ziehen sich dann recht schnell gekonnt aus der Affäre, indem sie nicht versuchen, über die volle Distanz die Magie der Schicksalswarner heraufzubeschwören. In kleineren Dosen gelingt es ihnen zwar sehr gut, das Niveau ihrer Vorbilder zu reproduzieren, doch sie präsentieren dann zum Glück genug Abwechslung über die volle Distanz, um nicht als Plagiateure zu enden. Im Verlauf des Albums wird recht schnell deutlich, dass genau darin das Erfolgsrezept liegt: Es klingt alles sehr vertraut für das Prog-geübte Ohr, bietet aber dennoch genug Abwechslung, um den Hörer bei der Stange zu halten. Und so stolpert man nach einem Opeth/”Psychedelicatessen”-Ära-Threshold-Hybrid (‘Master of the Moor’) erstmal in einen waschechten, Old School Thrash Metal Hit (‘Mercenary’), um beim folgenden ‘Witch Runner’ in Enchant-Sphären zu landen, die dann im weiteren Verlauf zusammen mit den Eingangs erwähnten Fates Warning so etwas wie die Eckpfeiler des Ganzen bilden.
Das hört sich vielleicht erstmal zusammengeklaut an, ist aber in Wirklichkeit so kunstvoll zu einem neuen, eigenständigen Ganzen zusammengefügt, das man sagen muss: Mission gelungen! War “A Penny for your Thoughts” noch einen ganze Schippe abgefahrener, spielt man auf “Effigy” wieder eher auf Sicherheit, aber eben nur vermeintlich. Denn die genannten Versatzstücke sind meisterhaft arrangiert und die Kompositionen sind sowohl musikalisch spannend als auch emotional fesselnd. Hinzu kommt die traumschöne Stimme von Sean Thompson, und fertig ist ein sehr gutes melodisches Progmetal-Album, das Fans der genannten Bands unbedingt antesten sollten.
Bewertung: 12/15 Punkten (DA 12, KR 11)
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Ein Kommentar
Das Odd Logic Album höre ich gerade. Opeth und Fates Warning hatte ich auch rausgehört. Kann ich nur empfehlen. Einer der besseren Vertreter des Prog-Metal. Echt mal eine Alternative zu den anderen Genregrößen.