Deep Purple, Monster Truck, 06.06.17, Köln, Lanxess Arena

Badminton auf zwei Manualen

Deep Purple live in Köln“The Long Goodbye” – unter dieses Brexit-hafte Motto hat die britische Hammond-Hardrock-Institution Deep Purple ihre möglicherweise allerletzte Tournee gestellt. Ein fantastisches Omen, nicht nur weil ein ewiges Lieblingsbuch so heißt. Allerdings sind viele Abschiede ja auch nah am Wasser gebaut.

Die Massen, welche die Arena zu gefühlt vier Fünfteln füllten, sollten jedoch zuvor auf Rock’n Roll- und Rührungs-Temperaturen gebracht werden. Dieser Job oblag in Köln nur dem Kanada-Vierer Monster Truck – andernorts gab es noch die großartigen Siena Root aus Schweden als Dreingabe. Zornig aufbegehrende Songs wie ‘Don’t Tell Me How To Live It’ mit seinem AC/DC meets Thunder-Wohlklang, das stampfende ‘The Enforcer’ oder der Bluesrock ‘For The Sun’ schienen hierfür auch bestens geeignet.

Das Einzige, was bei den Monsters so richtig nervte: “Are you ready for Deep Purple?” begehrte Sänger/Bassist Jon Harvey vor ‘She’s A Witch’ zu wissen, woraufhin – pfiffig – sich die gesamte Bühne tief lila färbte. So weit, so schön. Weil man aber nur auf diese Weise von einer in diesem Falle begreiflicherweise Top-Act-fixierten Menge einige Jauchzer ernten konnte, wurde diese Prozedur nun vor jedem Song wiederholt. Das funktioniert eh nie richtig und sollte vielleicht von der Bühnenpolizei unter Strafe gestellt werden – z.B. durch Lautstärkehalbierung. Apropos: Schon zu diesem Zeitpunkt war deutlich, dass der Sound in der in dieser Hinsicht oft heiklen Halle diesmal Referenzklasse hatte: allein der wohldefinierte Bass, die druckvollen Höhen, und das alles ohne Clipping und Ohrenbluten – Respekt an die Tonmeister des Abends!

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Monster Truck hatten exakt zur besten Tagesschau-Zeit begonnen und um 20:40 Uhr das Feld geräumt. Als um 21:10 Uhr die Bühne längst umgebaut war, aber immer noch nichts von der Hauptgruppe zu sehen war, entstiegen dem deutlich angejahrten Publikum erste, schnell lauter werdende Pfiffe.

Fünf schrill gellende Minuten später fanden sich Deep Purple auf der Bühne ein – und sofort war das Warten vergeben und vergessen. Den Einstieg bildete, genau wie auf dem aktuellen “inFinite”-Album der Sprechgesang, der die wütende Polit-Abrechnung ‘Time For Bedlam’ einleitet. Nun waren gleich drei Projektionsflächen in eindrucksvollem Einsatz, zwei kleinere links und rechts der Bühne und eine riesige über ihr in voller Breite. Während des ersten Songs wurden hier eisige Landschaften aus dem “inFinite”-Artwork geschmackvoll mit dem Bühnengeschehen überblendet – sehr gelungen.

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Beim Wirbel, mit dem Ian Paice den uralten Klopfer ‘Fireball’ einleitete, rastete die Halle das erste Mal spürbar aus, auch wenn die Bildregie diesmal beinahe Roger Glovers kompaktes Bass-Solo verpasste. Über die unnötig sexistischen Projektionen zu ‘Strange Kind Of Woman’ (immer wieder liegend die Beine öffnende Frauengestalten) kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein, einhellig aber war die Begeisterung über die prächtig komponierte Setlist und die offensichtliche Spielfreude der rüstigen Gerontorocker. Ian Gillan schien tatsächlich positiv überrascht und lobte wiederholt das Publikum für die “good vibes”, die sie auf die Bühne schickten. Glaubwürdig. Wenn er nicht gerade spaßige Ansagen à la “Nun etwas aus unserer ambitionierten, aber kurzlebigen dreieckigen, postmodernen Phase” zum Besten gab.

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‘Johnny’s Band’ vertrat wieder unpeinlich das jüngste Werk. Für das ‘Uncommon Man’ einleitende Steve Morse-Showpiece vereinte dieser Touch-Guitar-Spiel mit heftigen “Violining”-Effekten und anschließendem Heavy-Metal-Sperrfeuer – beeindruckend wie stets. Mit seinen ELP-Verweisen und majestätischen Fanfaren hatte dieser Teil recht hohe Prog-Anteile und rockte gleichzeitig erheblich die Hütte.

Das vielteilig aufgebaute ‘The Surprising’ ist eine der melodischsten Kompositionen auf “inFinite”. Das Morse-Solo des Abends brachte hier denn auch alle Dregs-Qualitäten des Saitenmagiers zum Strahlen.

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Bei ‘Lazy’ kam die Mundharmonika des gar nicht faulen Gillan  zum Einsatz, am meisten brillierte hier aber naturgemäß Don Airey. Man konnte seine Hände in aberwitzigem Tempo über zwei Hammond-Manuale in der Größe eines Badminton-Feldes flitzen sehen, wenn man den Blick über die Bühne hob. ‘Birds Of Prey’ und das bluesrockige ‘Hell To Pay’ leiteten zum großen Keyboard-Solo über, das ausgesprochen klassische Passagen mit Emersonesken Moog-Einlagen und kathedraler Kirchenorgel verband. Und mit der deutschen Nationalhymne.

Das Ganze ging in den alten Bekanten ‘Perfect Strangers’ über, gefolgt von einer majestätischen Fassung von ‘Space Truckin´’ und dem von besonders lebhaften Projektionen begleiteten Finale mit, natürlich, ‘Smoke On The Water’, bei dem die Menge begeistert mitsang.

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Als erste Zugabe war eine modernisierte und von ‘Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band’ eingeleitete Version von ‘Hush’ ausersehen, hernach Glovers treibendes Solo und schließlich ‘Black Night’. Sehr gut und durchaus ein wenig anrührend. [strafender Blick aus dem Fotograben]. OK, sehr anrührend. Sollte es das jetzt wirklich gewesen sein mit “Pörpel” live, dann wären sie triumphal abgetreten.

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Fotos: Andrew Ilms

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