(38:55, CD, Unit/CeDe, 2016)
Wird ein Schizophrener automatisch zum Trizophrenen, wenn er brüllt: „Verdammt die (Rächen-)Maschinen, weil sie nicht oder nur fußend auf binärer Logik – etwa künstlicher Intelligenz, die sich bald als Aberglaube heraus-sillyKATisieren dürfte – denken können; verdammt die Cyborgs, weil ihr Denken von zentraler Stelle gesteuert werden kann; verdammt die Menschen, die um den Preis des Verlustes ihrer Mündigkeit freiwillig ihre Denkfähigkeit an Instanzen abgeben, die über ihre Köpfe hinweg entscheiden, so dass die sich selbst entmündigt Habenden vermeintlich nichts dagegen tun können.“ (Höchst interessant wird es allerdings, wenn im Zuge biologischer Transmutation – vgl. Corentin Louis Kervran – das auf Kohlenstoffstrukturen basierende Leben sich in organischer Weise in Siliziumstrukturen verwandeln würde.) Selbst die weltweit größte Kapazität auf diesem Gebiet, Prof. Dr. Volker Dr. Roger Dr. Bernd Brot, kennt nicht die Antwort auf diese Frage, die er sich noch nie stellte bzw. der er sich noch nie stellte. Für ihn gilt: Es gibt keine Trizophrenie; in diesem Punkt sind ausnahmsweise alle drei Dr. Brots einer Meinung.
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Neben den Bands Damn The Machine und Primus tauchen übrigens aus dem Schweizer Käse-Schwingungsmeer der künstlich Abergläubigen Einflüsse von Prog-Institutionen wie Tool oder Porcupine Tree auf. Ein Blick in die Glasklar-Kugel gibt Einblick in eine Szenerie, in welcher Stachelschweine auf Bäumen mit einem Werkzeug die Äste, auf denen sie sitzen, absägen, da man ihnen in manTRischer Art – gestützt auf wissenschaftliche Beweise, die als solche natürlich nicht hinterfragt werden (dürfen) – einredet, dass sie das tun sollen, weil das Heizen mit Holz gut für die Umwelt sei. Die bienenfleißigen, aber reflektionsarmen Nagetiere – nach eigenem Verständnis jedes ein prim@us inter porces – tun, wie ihnen suggeriert wurde, auch wenn sie sehr daran zu knabbern haben werden. „Für die Wahrheit und für die Lüge ist die Welt zu klein“, sagt die Biene zu dem Stachelschwein, „weshalb oft verschluckt wird der Wahrheit zartes Pflänzelein.“ Daraufhin fängt der deus ex computatoria an zu schrein: „Wer Erkenntnisse sich einverleibt, um sie für immer zu vernichten, damit von ihnen nicht mehr bleibt als „erfundene Nachrichten“, meint meist, er sei gar sehr gescheit und erzählt däm Lichen Gschichten. Jedoch kann in künftger Zeit er selbst nicht auf dies Wissen verzichten. Und die Moral von der Geschicht erscheinet heut in andrem Licht: Üb’ dich nicht in Erkenntnisschmaus – beißt dir daran die Zähne aus, denn Wissen ist ein Bumerang, erzeugt im Fluge einen Klang, den man selbst hört bei Dunkelheit, ist’s Holz entfernt auch noch so weit. Wirfst du es weg voll Hinterlist, damit es niemand nützlich ist, kommt es zurück zu dir bei Nacht und trifft am Kopf dich dann mit Macht. Schmerzerfüllt wird dir nun klar, dass dein Weg ein Holzweg war, der sich stets im Kreis gedreht, gleich woher der Wind auch weht.“
Aber gläubig sind manche Stachelschweine nur zum eiligen Schein, obwohl ein Absolut-Ion existiert, das sämtliche Zwei-Fell im gheim erstickt; ErGO kommt es zu Brüchen der Äste, auf denen man siezt. Solche Frakturen – Wechsel bezüglich Tempo, Melodieführung und/oder Dynamik – weisen auch sämtliche fünf Titel dieses Albums auf und erzeugen, wenn man sich in das luftig-löchrige, aber niemals käsige Klangkomposit fallen lässt, wie bei einem Thriller für die Ohren immer wieder Spannungsbögen, die Lust auf mehr machen. Die angenehme, manchmal in positiver Weise etwas weinerliche und von daher unverwechselbare Stimme von Michael Wosahlik (Gitarre und Gesang) passt sehr gut zur variablen Musik; endlich einmal wieder eine Band, bei der nicht alle Stücke ähnlich oder gar gleich klingen. Auf einem siebziger Fundament wird gejamm(er)t – Freunde leckerer Gitarrensoli kommen dank Serge Hauri definitiv auf ihre Kosten – und unter Verwendung der Register „Classic“, „Blues“, „Hard“, „Psychedelic“ und „Progressiv“ gerockt, wobei manchmal ein synkopierter Groove gekonnt dazwischen funkt. Für die Kampfkunst im Sitzen, Abteilung Tritte und Schläge, zeichnet sich Simon Gautsch verantwortlich. Wie ein Gaucho treibt er seine Bandmitglieder vor sich her, erweist sich aber vermutlich wie nahezu jeder Schlagzeuger als ein guter Hirte. Keyboards und Bass teilen sich brüderlich Claudio Berger und Lukas Kurmann; sie liefern schlüsselfertig ein aus dicken Brettern bestehendes Haus mit stabiler Bas(i)s. Ihre Arbeit erweist sich als qualitativ hochwertig und kann auch ohne Show-Effekte voll überzeugen.
https://youtu.be/FVcxLMasdZo
Somit bleibt nur noch zu sagen: „Dear Annie don‘t you know that smoke without fire feels like a waltz without a dancer.“
Bewertung: 12/15 Punkten (FB 12, KR 12)
Surftipps zu Artificial Superstition:
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YouTube (Lukas Kurmann)
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