Andi Wilding – Groovetet

Andi Wilding - Groovetet 2017 FrontCover(71:55, CD, Unit/CeDe, 2011)
Gitarrenlustige Fusionklänge, die an Granden dieses Genres wie Frank Gamabale oder Steve Morse erinnern und an allen Ecken und Enden grooven, sind wahrlich nicht alltäglich. Diese Viererbande hat es bis zum Level 42 gebracht, gleichsam die Antwort auf alle Fragen, die von niemandem gestellt wurden. Gelegentlich dringen die Wild Thing-Vibrations mit der melodischen Sanftheit eines Pat Metheny, teilweise mit der harmonikalen Vehemenz eines Allan Holdsworth (R.I.P.) ans Ohr des Rezipienten und allüberall auf der Club-Bühnen Hitzen sah ich Musiküsse schwitzen. Doch jenseits der physisch sehr präsenten Komponente der Groovetet-Klangschwaden schwebt die geistige Erhabenheit eines John McLaughlin. Andi Wilding gibt im Rahmen ausgetüpfelter Kompostionen einen Überblick über nahezu 100 Jahre der Geschichte des Gitarrenspiels zum Besten und zaubert auf dem Griffbrettl immer neue Farbklänge hervor, wird dabei in kongenialer Weise von seinen drei Assistenten Philipp Eder (Keyboards und Piano), Joe Gridl (Bassgitarre) und Wolfi Rainer (Schlagzeug) unterstützt. Wer glaubte, die Möglichkeiten einer entsaxten Fusionband seien längst ausgereizt, möge sich in Anbetracht dieses Albums vom Gegenteil überzeugen. Des Weiteren beweisen die vier Lerchenzapfen, dass Groove-Musik sowohl in Bauch, Beine und Po als auch in den Kopf gehen kann. Den Nachtigallen verschlägt es in Anbetracht solcher Wohlklänge derart die Sprache, dass sie voller Neid Gift und Galle speien und ihre Zungen in Aspik einlegen.

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Joe slappt auf seinem Viersaiter wie der königliche Mark zu seinen besten Zeiten; ein neuer Begriff für diese Technik könnte in Anlehnung an das Grinden beim Skateboarding „gridln“ lauten. Zwar meist unauffüllig im Hintergrund, aber stets zur rechten Zeit rhythmische Haken schlagend ist und bleibt der Scheff im Ring der Wolferl, zumal wenn er innerhalb kleiner Solospots seine technische Klasse und seine Kreativität zeigt. Auf latinisierten bis funkigen Wellen reitet nicht nur der Gitarrero, sondern auch Meister Eder; letzterer entlockt seinen Schlüsslelbrettern mitunter ähnlich gegen den Strich gebürstete Klänge wie Joe Zawinul und zeigt, dass man auch mit Tasteninstrumenten gepflegt brettern und der Hörerschaft dergestalt regelrechte Schlüsselerlabnisse präsentieren kann. Wenn Herr Wilding seine Gitarre singen lässt – lässig zwischen E- und A-Sechssaitern wechselnd – regt dies einerseits zum Mitpfeifen der niemals eindimensionalen Melodien an und andererseits zum Tanzen, wobei Pop-Hüpfdohlen aufgrund der mitunter relativ komplexen Rhythmik manchmal ins Schleudern zu kommen drohen. Aber der wilde Andi kann nicht nur flocker-lockig akkordige Haarspaltereien bis zum Saitenspliss betrieben, sondern auch countryish und gelegentlich sogar bluesrockig fauchen. Da ist jedes Gitarren-Mäuschen ganz aus dem Häuschen und spielt ohne Päuschen Air Guitar, bis ihm nach Stunden die Luft ausgeht und es versteht, dass nun der Wind sich dreht und ein jegliches Wattewölkchen verweht.
Bewertung: 11/15 Punkten (FB 11, KR 11)

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