Alien Nature and Christian Fiesel – Unter Null

(75:38, CD, Aural Films, 2017)
In der Elektronikmusikszene hat man es meist mit Einzelkämpfern zu tun, Bands wie Tangerine Dream oder als aktuelles Beispiel Pyramaxx sind eher die Ausnahme. Aber man ist gut vernetzt und so kommt es hin und wieder zur Zusammenarbeit einzelner Protagonisten. So auch hier, wobei „Unter Null“ bereits das zweite Album des Duos ist. Christian Fiesel wurde an dieser Stelle bereits mit seinem Album „Hagen’s Delight“ vorgestellt. Alien Nature alias Wolfgang Barkowski ist in der Szene eine feste Größe, der Recklinghauser blickt bereits auf beeindruckend zahlreiche Veröffentlichungen zurückblicken – um etwas genauer zu sein: rund 30 an der Zahl.

Veröffentlicht wurde „Unter Null“ auf dem Online-Label Aural Films, die CD-Version lässt sich über die Bandcamp-Seite bestellen. Das Debütalbum des Duos, „Geistertanz“,  bestand aus vier langen Titeln, der Nachfolger nun hat einige kurze Tracks. Was der Elektronikmusiker kurz nennt, bedeutet im Schnitt um die sieben Minuten lang. Eine Ausnahme bildet das 20-minütige ‚Access Point To Remi‘. Die Aufgaben sind klar verteilt: Fiesel ist für Gitarre und Mellotron zuständig, Bartkowski übernimmt die restlichen Keyboardparts. Herausgekommen ist ein Werk, das neben den Genre-üblichen Elementen auch Ausflüge in Psychedelic-Bereiche enthält, wobei gerade das recht präsente Gitarrenspiel ein wesentliches Merkmal dieses Albums ist.

Unter Null by Alien Nature and Christian Fiesel

Der Albumtitel deutet es schon an, die Musik ist weniger von warmer Wohlfühlatmosphäre geprägt, sondern eher etwas unterkühlt angelegt. Es gibt keine Melodien, die sich sofort in den Gehörgängen festsetzen, stattdessen geht es bisweilen etwas abstrakt zu. Dabei sind die beiden gelegentlich ziemlich flott unterwegs, aber auch Ambient-Parts kommen vor, zum Beispiel im Titelstück. Auch die Berliner Schule kommt nicht zu kurz, von ihr ist unter anderem der zweitlängste Song des Albums, das gut 13-minütige ‚Floater‘, geprägt. Gegen Ende wird hier sehr viel Fahrt aufgenommen, ein Mellotron gesellt sich hinzu und verleiht dem Titel sein besonderes Flair.

Winziger Kritikpunkt: die Übergänge sind nicht rund, das hätte man besser machen können. Dass der Rhythmus programmiert ist, ist ja eher typisch, aber an manchen Stellen hätte man sich gerade aus Progger-Sicht eine andere Lösung gewünscht. Insgesamt aber ein gelungenes Album, das für diejenigen empfehlenswert sein dürfte, die sich für elektronische Klangskulpturen mit Psychedelic Rock interessieren, und für die es auch mal leicht sperrig sein darf. Tendenz zu zehn Punkten.
Bewertung: 9/15 Punkten (JM 9, KR 7)

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