Die spanische Postrock-Band Toundra feiert 2017 ihr zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gab es von April bis Mai eine Europatour – ganz zur Freude der Fans.
Ungefähr eine Viertelstunde vor Beginn trudelte die Betreuerin ein und sah schon aus der Ferne, dass unüblich viele Menschen vor den diversen Imbissbuden auf der Zülpicher Straße in Köln verharrten, bis irgendwann klar wurde, dass die Leute nicht für Fast Food Schlange stehen, sondern für Toundra. Vor dem MTC war die Stimmung schon mal heiter und angeregt. Viele glückliche Gesichter bei Besuchern, die in wenigen Minuten etwas ganz Besonderes erleben sollten.
Den Auftakt machten Second Horizon – passenderweise ebenfalls eine Postrock-Band, die ebenso wie der Haupt-Act ohne Gesang auskommt. Dazu kommt, dass die vier Kölner Musiker dem Publikum mindestens gleichermaßen viel Vergnügen bereiteten. Das MTC ist ein recht kleiner Veranstaltungsort. Obwohl es noch Tickets an der Abendkasse gab, war der Raum gut gefüllt. Bei ähnlichen Shows bekommt der Support-Act oftmals nicht allzu viel Aufmerksamkeit, Second Horizon dagegen haben offensichtlich bereits eine beachtliche Fanbase aufgebaut.
Das 2016 erschienene Debütalbum “Albdruck” bildete die Grundlage des Auftritts. Man könnte es als einen Mix aus Progressive Metal und Hardcore charakterisieren, damit würde man aber nicht das gesamte Klangbild der Band beschreiben. Second Horizon sagen über sich selbst, dass sie sich nicht als ein Teil des Rock- und Metal-Kanons sehen, sondern sich solchen Kategorisierungen lieber entziehen. Das Ziel ist es, solchen Begrenzungen zu entkommen – und das gelingt ihnen auch. Live glänzen sie tatsächlich mit mehr Melodik als im im Metal gemeinhin üblich. Die vier sind Entertainment-Profis, die das Publikum völlig in ihren Bann ziehen und ihre Songs mit bemerkenswerten Leichtigkeit spielen.
Die kollektive Tanzlaune, die bereits bei Second Horizon herrschte, wurde bei Toundra noch verstärkt – sichtbar und spürbar. Obwohl es sehr eng war, bewegten sich einige der Zuschauer ausgiebig und tanzten. Andere richteten ihre Blicke schwärmerisch zur Bühne und genossen den Opener ‘Strelka’ vom aktuellen Album “IV”, der mit atmosphärischem Vogelgezwitscher eingeleitet wurde. Daraufhin wurde ‘Magreb’ gespielt, den man (ohne verallgemeinern zu wollen) den wohl zweitbeliebtesten Titel der Band nennen kann. Mit ‘Zansíbar’ hatten alle Zuschauer ihre Positionen so langsam gefunden, die fröhliche Stimmung der vier Spanier steckte das Publikum an und rief eine mehr als angenehme Atmosphäre hervor. Es wurden überwiegend Songs aus den Alben “II”, “III” und “IV” gespielt.
Das Publikum klatschte zum Takt mit. Auf der Bühne wurde uns eine energiegeladene Show geboten. Besonders der Gitarrist Esteban machte einen euphorischen Eindruck. Er hüpfte mal hierhin, mal dahin, und die Stimmung war auf dem Höhepunkt angelangt, als das Unvermeidliche geschah: Esteban ließ sich kurz vom Publikum tragen und spielte dabei lässig weiter. Leider war das Crowdsurfen zu schnell vorbei, um es fotografieren zu können. Zu guter Letzt erhörten Toundra die One-more-song-Rufe und freuten sich über die positive Resonanz.
Das war wohl die schönste Art und Weise, die Walpurgisnacht zu feiern. Second Horizon und Toundra sind Bands, die man unbedingt live gesehen haben sollte.
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Konzertbericht Toundra (ProgPower Europe 2013)
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Live-Fotos: Tobias Berk