Nektar – Live in Bremen

(53:17, 62:20, 2CD, Sireena Records/Broken Silence, 2017)
Nektar zählen durchaus zu den 70er-Prog-Klassikern. Zwar haben sie nie einen Status wie Genesis, Yes oder King Crimson erreicht, aber gerade in den 70ern wurde Nektar zu einem Markenzeichen. 1969 von in Deutschland lebenden Briten gegründet, machten sie sich schon mit dem Debütalbum „Journey To The Centre Of The Eye“ einen Namen.

Auch für den Rezensenten sind Nektar etwas Besonderes, waren sie es doch, mit denen in jungen Jahren das Interesse am Progressive Rock seinen Anfang nahm. Sie hatten schon immer ihren eigenen Sound, und in frühen Jahren machten sie bei Live-Shows mit einer Vielzahl visueller Effekte auf sich aufmerksam. Nicht umsonst wurden damals Lichttechniker im Line-up der Band mit aufgeführt. Laut Angaben im Booklet warben sie seinerzeit mit „Not the number one German band in England but the number one english band in Germany“. Das zweite Album „A Tab In The Ocean“ wurde zu einem weiteren Klassiker, und genau dieses Album ist auf dem vorliegenden Live-Doppelalbum am stärksten vertreten.

Die Aufnahmen dieser CD stammen vom Konzert am 29. September 2015 im Bremer Club Meisenfrei und wurden im Rahmen der On Stage-Livekollektion veröffentlicht. Von Nektars Urbesetzung sind lediglich Mastermind Roye Albrighton (Gitarre und Lead Gesang) und Drummer Ron Howden (auch Gesang) noch mit von der Partie, an den Keyboards (und Gesang) agiert Klaus Henatsch, der seit dem 2008er-Album „Book Of Day“ dabei ist. Neu in der Runde ist Bassist Tom Fry.

Zum Auftakt präsentieren die Vier gleich ein Highlight, nämlich das ganzseitige Titelstück des oben genannten zweiten Albums ihrer Karriere. Frisch serviert im typischen Nektar-Stil, leitet dieser wunderbare Song ein Livedokument ein, das für alle Liebhaber der Band essenziell sein dürfte. Nicht zuletzt aus einem sehr traurigen Anlass, denn dies war das letzte Konzert von Roye Albrighton. Er starb im Juli 2016 und erlebte somit die Fertigstellung dieser Veröffentlichung nicht mehr. Ob es für Nektar ohne Albrighton eine Zukunft  gibt, ist sehr fraglich. Eigentlich sind Nektar ohne ihn kaum vorstellbar – doch gab es in der langen Bandhistorie tatsächlich ein Album ohne ihn, nämlich das 77er-Werk „Magic Is A Child“, wo er durch Sänger/Gitarrist Dave Nelson ersetzt wurde, was aber eine einmalige Ausnahme blieb.

Songs vergleichsweise neueren Datums von Alben wie „Evolution“, „Book Of Days“ oder „Time Machine“ sind ebenfalls auf diesem Mitschnitt vertreten, doch die Highlights bilden – keine Überraschung – die alten Klassiker aus den 70ern. Albrighton drückt den Songs seinen Stempel auf, Henatsch bringt gerne mal fette Orgelparts ein. Die Chorgesänge passen zwar nicht immer perfekt, aber über kleine Schwächen beim Gesang sieht man gerne mal hinweg. Empfehlung für Nektar-Fans.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 9)

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