Aëdon – Leaves Turning Red (EP)
(24:07, CD, Eigenveröffentlichung, 2017)
Ende 2015 taten sich irgendwo im Ruhrgebiet fünf junge Männer zusammen, um eine Band zu gründen. Etwas kurios dabei ist, dass vier der fünf Mitglieder erst seit wenigen Jahren musizieren, allein Gitarrist Max Krüger kann längere Erfahrung vorweisen. Simon Gatzka (Gesang, Gitarre), René Ehrenberger (Drums), Tobias Jung (Bass) und Daniel Breiderhoff (Keyboards) spielen teilweise erst seit fünf Jahren ein Instrument. “Leaves Turning Red” ist das erste Lebenszeichen dieser jungen Truppe. Weitere Songs, mitunter auch komplexeres Material, sind offenbar gerade in Arbeit.
Los geht’s mit ‘Dried Out Streams’, einem Song mit leicht progressivem Anstrich, der leise beginnt und sich in den nächsten drei Minuten nach und nach aufbaut und an Lautstärke und Kraft gewinnt, um schließlich nach gut fünfeinhalb Minuten wieder leise zu enden. Ein vielversprechender Auftakt. ‘Change This World’ folgt. Wie der Opener beginnt auch dieser Song eher sanft, wird aber ab dem ersten Refrain hin etwas voluminöser, ohne jedoch wirklich laut zu werden. Und auch dieser Song überzeugt. Wobei nach zwei Stücken die Frage gestattet sein muss, wo die Jungs die von ihnen selbst erwähnte Nähe zu Bands wie Anathema, Porcupine Tree oder gar Muse sehen.
Keine Frage: Aëdon wissen sehr wohl, wie man Songs schreibt, die munden. Sie haben ein hervorragendes Gespür für melancholischen, melodischen Rock mit einer Prise Prog und streuen immer wieder melodiöse Gitarrensoli ein. All das verpacken sie schmackhaft in Songs, die sich allesamt um die fünf Minuten lang entwickeln dürfen, um ab und zu minimal lauter werden zu dürfen. Mit zum Beispiel Muse hat das aber herzlich wenig zu tun, fehlt es doch über die ganze EP hinweg an schnellen Nummern und experimentellen Sounds.
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Die folgenden Songs ‘The Road’ und ‘Make It Right’ greifen die Trademarks der Band ein weiteres Mal gekonnt auf. ‘The Road’ steigert sich langsam, um nach drei Minuten seine ganze Schönheit zu entfalten. Hier hätte die Band gerne etwas länger laut bleiben dürfen, denn auch das sei gesagt: Aëdon sind am besten, wenn sie die Handbremse lösen, Gas geben und in die Saiten hauen. Ein guten Eindruck davon vermitteln sie in ‘Make It Right’, dem rockigsten Song der EP. Den Abschluss bildet das ruhige, getragene ‘Leaves Are Turning Red’, bei dem zu wenig passiert.
Unterm Strich zeigen Aëdon sehr viel Potenzial. Tatsächlich dürfen sich vier der fünf Songs gerne auf dem Debütalbum der Band wiederfinden. Bauen die Jungs um diese solide Basis weitere Songs, in denen sie etwas mehr wagen, in denen sie sich mehr dem Rock hingeben, mehr dem Prog huldigen, in denen sie lauter werden und vor allem mehr ausprobieren, mehr überraschen, dann wird das ein Pflichtkauf für jeden Progressive-Rock-Fan.
Bewertung: 10/15 Punkten (AI 10, KR 8)
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