(47:21, 49:17, Doppel-CD, MiG , 1972, 2017)
Die Mannheimer Band Twenty Sixty Six And Then wurde 1971 gegründet und machte sich mit beeindruckenden Liveauftritten rasch einen Namen. Ein dafür ganz wichtiger Faktor war Sänger Geff Harrison. Der Brite war seinerzeit mit einer englischen Band in Deutschland unterwegs bleib schließlich in Mannheim hängen.
Als sich die sechs Musiker erstmals trafen, wurde sofort klar, dass man zusammen musizieren wollte. Schnell hatten sie ein Repertoire zusammengestellt, das sie live präsentierten. Für die Namensgebung war Harrison verantwortlich. In Anlehnung an den Geschichtsunterricht, wo auf die Schlacht von Hastings im Jahre 1066 eingegangen wurde, entstand eine Redensart „1066 & Then“, die er dann entsprechend leicht abwandelte.
Das erste Album ließ nicht lange auf sich warten. Mit „Reflections On The Future“ landeten die Band bei United Artists, wo zu jener Zeit Hawkwind, Canned Heat, Can und auch Amon Düül II unter Vertrag standen. Bei Kritikern kam das Album gut an und auch im Radio wurden Songs trotz ihrer teils langen Spielzeiten vorgestellt. Doch all das spiegelte sich nicht in den Verkaufszahlen wider, und so blieb die Gruppe nur eine – wenn auch qualitativ hochwertige – Randnotiz in der Krautrock-Geschichte.
Twenty Sixty Six And Then lösten sich auf, die Musiker wechselten zu anderen, teils ebenfalls im Raum Mannheim ansässigen Gruppen. So fand man diverse Bandmitglieder später unter anderem bei Kin Ping Meh, Emergency, Nine Days Wonder und Area.
Folgende Musiker spielten das vorliegende Album 1972 ein:
Geff Harrison – vocals
Gagey Mrozeck – guitars
Steve Robinson (aka Rainer Geyer) – organ / piano / vibraphone
Veit Mavros – organ
Dieter Bauer – bass
Konstantin Heinrich Bommarius – drums.
Das Sextett bot eine interessante und eigenständige Mischung aus Frühsiebziger-Hardrock, Psychedelic, Krautrock und Symphonic Prog. Dabei spielten die Tasteninstrumente eine wichtige Rolle, hauptsächlich in Form von Hammondorgel und Klavier. Ebenso sind Synthesizer und Mellotron zu vernehmen (auch wenn sie in der Auflistung auf der Cover-Rückseite unterschlagen wurden). Die Band zeigte bei ihren Kompositionen gelegentlich ihr Faible für Improvisationen. So besitzen einige Passagen Jam-artigen Charakter und lassen erahnen, dass Twenty Sixty Six And Then live viel zu bieten hatten. So verwundert es nicht, dass einige Songs deutlich über der Siebenminutenmarke liegen – Spitzenreiter ist das fast 16-minütige Titelstück, das stellvertretend für den Sound der Gruppe steht. Sie zieht hier sämtliche Register und beweist ihren Ideenreichtum. Krautrock-Fans kommen dabei ebenso auf ihre Kosten wie Symphonic -Prog-Fans. Geff Harrison, der gelegentlich an Roger Chapman und Joe Cocker erinnert, drückt der Musik seinen ganz eigenen Stempel auf.
Nachdem es bereits eine Wiederveröffentlichung durch Second Battle gab, liegt nun von MiG ein sehr gut aufgemachte Version mit Bonus-CD vor. Diese enthält unter anderem allererste Aufnahmen der Band, das 13-minütige ‚Spring (Duet for Two Hammonds)‘ und eine Solonummer von Steve Robinson, die ursprünglich für das Album gedacht war, aber erst später aufgenommen wurde. Bei einem Bonus-Song sind als Gäste Drummer Curt Cress und Donna Summer(!) vertreten.
Songs wie ‚Butterking‘ oder der erwähnte Titeltrack zeigen beispielhaft, wie viel Potenzial in dieser Band steckte. Schön, dass uns MiG mit dieser Aufgabe an Twenty Sixty Six And Then erinnert. Das Re-Release ist dem 2014 tödlich verunglückten Drummer Konstantin Heinrich Bommarius gewidmet.
Bewertung: 10/15 Punkten (WE 11, JM 10, KR 10)
Surftipps zu Twenty Sixty Six And Then:
Wikipedia