Tonzonen Labelnight, 24.03.17, Krefeld, Kufa

Für Fünfjährige gibt es gemeinhin Geburtstagsfeiern, die gerne schon mal etwas lauter und vor allem bunter ausfallen dürfen. Auf die Party für das die ersten süßen fünf Lebensjahre feiernde Tonzonen Records traf dies in hohem Maße zu.

Kein Wunder, bei diesen musikalischen Gästen und bei diesem Beleuchtungskonzept! Nur erstaunlich, dass angesichts des knusprigen Alters von sowohl dem Musik-Verlag wie -Verleger (Dirk Raupach) der Altersdurchschnitt der Besucher auffallend grauzauselig ausfiel – beinahe, als wären überwiegend Woodstock-Veteranen anwesend. Nun, zur wunderbar zwischen Retro und Avantgarde oszillierenden Musik des Abends passte das dann gewissermaßen doch wieder.

Den Anfang in der uns einfach rundum überzeugenden KuFa machte das Kölner Klang- und Improvisationskollektiv Knall. Der Rezensent hat seit 2012 nun schon häufiger Knallgas-Experimenten beiwohnen dürfen und hier stimmt es mal wirklich – jedes Konzert war einzigartig.

Gleichbleibend faszinierend ist, wie in einem fast demokratisch wirkenden musikalischen Abstimmungsprozess eingangs jeder Improvisation der Ideenhut herumgeht, jeder der vier Künstler wirft Passendes ein und schon befinden wir uns wieder auf einer reizvollen Reise mit kaum vorhersagbarem Ziel.

Spezialität des Krefelder Abends war u.a., dass Gitarrist “Baal Brain” teilweise in atemberaubender Geschwindigkeit soliert und dass Drummer Dennis Gockel vielen Jams ein orientalisches Flair mitgab. Die Bassisten Jonas Paulsen (“space” – für das, was er hervorbringt, brauchen manche Keyboarder 360-Grad-Keyboard-Wände um sie herum) und “G-Homme” (“lo”) webten dazwischen Klangtexturen, die so farbenfroh und raffiniert geknüpft waren wie die atemberaubenden Projektionen der Lightshow.

Das Quartett reagierte auf das begeisterte Einsteigen des Auditoriums mit immer ausgedehnteren tonalen Explorationen, der Abschied voneinander fällt schließlich allen erkennbar schwer.

Doch auch auf Love Machine warten hier viele mit heißem Herzen. Auch das Düsseldorfer Quintett konnten wir schon öfter feiern, auch ihnen muss ein überdurchschnittlicher Gig attestiert werden – und das lag nicht nur am hitzebedingten Semi-Strip von Sänger/Percussionist Marcel Rösche. Sondern auch an den individuell nicht nur für jede Band, sondern sogar nur für diesen einen Abend von den LichtwerkernUte und Peter Petersen der Musik auf den schönen Leib geschneiderten Farben- und Formenkleider.

The Spacelords schließlich kamen nach allgemeinen Publikumsregungen mindestens so gut über die niedrige Bühnenrampe wie die Vorgänger, nur für uns nicht. Technisch war und ist Matthias “Hazi” Wettstein (Gitarre), Marcus “Machine” Schnitzler (Drums), Akee Kazmaier (Bass und Sideburns) nicht das Geringste anzukreiden, aber rein atmosphärisch gelang uns das Mitschwingen hier etwas weniger gut. Was nicht an den Lords gelegen haben muss.

In Summe aber bleibt das Fazit eines zauberhaften Kindergeburtstages, der auf viele glückliche Wiederholungen hoffen lässt, da sich der Sprössling so prächtig entwickelt und bereits jetzt so viele Freunde und Bewunderer hat.

Surftipps:

 

Knall
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Konzertbericht 11.09.15, Köln
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Rezension “Raubkatze auf 12 Uhr”in MINT #11

Love Machine
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Konzertbericht 23.06.16, Köln, Sonic Ballroom

The Spacelords
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Live-Fotos: Tobias Berk