Wenn die Anzahl der Konzertgäste Hinweise auf die Qualität oder das Können von Bands geben würde, hätten die schwedischen Stolt-Brüder Roine und Michael in der Musikszene ganz bestimmt nicht so einen exzellenten Ruf, wie sie ihn tatsächlich genießen. Und die Formation Kaipa DaCapo sicherlich auch keine erfolgreiche Vergangenheit – geschweige denn die hoffentlich großartige Zukunft, die wir ihnen wünschen.
Denn nur geschätzte 70 bis 80 Fans verloren sich in der Kölner Location, obwohl zumindest die Insider hätten wissen müssen, dass sich an diesem Abend Musiker der Extraklasse ein Stelldichein geben. Köln ist leider nicht gerade ein Mekka des progressiven Rocks und Kaipa Da Capo sind keiner breiten Öffentlichkeit bekannt. Da verbindet man mit dem Namen Roine Stolt eher Bands wie Flower Kings, Transatlantic, The Tangent und Agent of Mercy. Das heißt aber keinesfalls, dass die Schweden als Kaipa oder nunmehr als Kaipa Da Capo keine Tradition hätten.
Mit “Dårskapens Monotonii”, dem über weite Strecken ruhigen, mitunter leicht angebluesten neuen Album, hatten die Schweden einen besonderen Leckerbissen im Gepäck. Nach dem unerwarteten Ausfall des etatmäßigen Keyborders Max Lorentz sah die Tourbesetzung wie folgt aus: Roine Stolt – Guitars, Vocals, Ingemar Bergman – Drums, Tomas Eriksson – Bass, Michael Stolt – Lead Vocals, Guitars, sowie als hochwertiger Ersatz an den Keyboards (wenn man das Wort in diesem Falle überhaupt benutzen darf) Lalle Larsson.
Kurz nach acht ging es los. Stets im Midtempo gehalten, immer melodieorientiert, rhythmisch gradlinig, selten frickelig, grundsolide – so lässt sich in kurzen Worten beschreiben, was den Besucher der Kantine erfreute. Dazu begeisterte die markante Stimme von Michael Stolt, auch wenn sein schwedischer Gesang zumindest zu Beginn dann doch etwas ungewohnt war.
Die Stubenhocker der Progszene haben an diesem Abend die große Chance verpasst, eine gut aufgelegte schwedische Band live zu erleben. Nach gut zwei Stunden musikalischer Verwöhnzeit ließen es sich Mastermind Roine und seine Mannen nicht nehmen, sich zu den übrig gebliebenen Fans zu gesellen, um die eine oder andere Scheibe zu signieren oder ganz entspannt einen kurzen Plausch zu halten.
Unser Fazit: Ein seltener und daher um so lohnender Besuch dieser schwedischen Formation in Deutschland.
Surftipps zu Kaipa (Da Capo):
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Roine Stolt im aktuellen Interview auf BetreutesProggen.de
Kaipa Interview (2003, Progressive Newsletter)
Live-Fotos: Timo Riedel