Jü – Summa

(53:36, CD, Rare Noise , 2017)
Aus Ungarn – ungern gebe ich zu, dass die Musiker in diesem Land summa summarum aus einem anderen Garn gestrickt sind als diejenigen aus Ländern, die sich im kommerziellen Um-Garn-Modus befinden – kommt das Trio Jü. Es besteht aus Adam Meszaros (Gitarre, Kalimba und Percussion), Ernö Hock (Bassgitarre, Bass Ukulele und Percussion) sowie Andras Halmos (Schlagzeug, Kalimba) und wird auf den vorliegenden Aufnahmen unterstützt von Kjetil Moster (diverse Saxophone) und Balint Bolcso (Elektronik). Neo-Progger werden wohl eher an anderen hochwertigen Ungarn-Exporten wie After Crying, Fugato Orchestra oder Djabe ihre helle Freude haben und in Anbetracht der jüigen Klänge die Nase hochziehen und/oder mit den Augen rollen. Dieses Album ist allerdings ein gefundenes Fressen für R.I.O.- und Jazz-Avant-Liebhaber mit Sinn für Punk-tuelle Energie-Eruptionen. Manche Kompositionen erinnern fast an Primus auf Steroiden. Andere Stücke muten wie eine Session von Henry Cow auf dem Free Jazz-Trip an, bei dem sich der guten Dagmar, die sich vor Schreck in Schweigen hüllt, die Zehennägel vor Grausen kräuseln.

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Bangemachen gilt indes in Anbetracht von Jüs Musik nicht; die Jungs sind sehr Folk-sam und beißen nicht die Hand, die ihnen ein Feedback gibt. Sie verabscheuen allerdings jegliche Form der Katergorisierung und entziehen sich einer solchen konsequent, indem sie gekonnt Free Jazz, World Music, Ambient und Avant Rock zu einem Eintopf fusionieren, den man geflissentlich mit der Hand essen kann – aufgrund der Hitzeentwicklung ist dabei das Tragen eines Stahl-Handschuhs ratsam – derart viskos ist dessen Konsistenz. Püriert man diese magmaeske Masse, so kann man sie sogar mit Industriealkohol vermischt in kleinen Schlucken trinken, ohne einen Kater zu bekommen. Der Brennwert dieses ganz speziellen Feuer-Wassers lemni-skatet und changiert während-essen zwischen Schmitz‘ und Schrödingers Katze auf dem heißen Blechdach; das müssen unglaublich viele Jüle sein, die beim Rotieren dieser Scheibe frei werden und den Stubentiger mittels Abkupfer-Elektroden ins Nirwana teleportionieren. Die Katze grinst verschmitzt anlässlich dieser Energieschwer(p)fändung und springt wie der Teufel in ihre Kiste, um dort mit dem neuen Geigerzähler die Ratio-Aktivität diverser Radio-Mode-Ra-Toren zu messen. Jühü!
Bewertung: 12/15 Punkten (FB 12, KR 11)

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