(73:29, 75:59, Doppel-CD, Bi-Za Records, 2017)
Der Albumtitel spielt auf den an dieser Stelle kürzlich vorgestellten Hagen von Bergen an, dessen Wohlgefallen die Platte offenbar findet. Frank „Hagen von Bergen“ Schüßler hat das Bi-Za Records Label gegründet und dort unter anderem dieses prall gefüllte Doppelalbum veröffentlicht, er war auch für das Mastering zuständig.
Es liegt nahe, dieses Werk mit dem „Hargest Darken“-Album des Labelchefs zu vergleichen. Parallelen gibt es, man agiert schließlich im gleichen Genre und präsentiert eine für dieses Label charakteristische Spielart. Ähnlich gestaltetes Digipak, prall gefüllte Silberlinge, und eine Art elektronischer Musik, bei der zwar gelegentlich die altbekannte Berliner Schule durchschimmert – bei Fiesel vielleicht noch ein bisschen ausgeprägter -, die aber eher auf breit angelegte Klanglandschaften setzt. Auch hier spielen Sequenzer keine wesentliche Rolle, meist handelt es sich um atmosphärische Titel, die teils recht kühl und abstrakt daherkommen, manchmal aber auch mit gewisser Wärme aufwarten.
“Hagen’s Delight” beinhaltet einige Longtracks und auch kürzere Nummern. So beispielsweise den vierminütigen Opener der ersten CD, ‚Bell’s Call‘, mit dem Fiesel zeigt, dass er auch elektronische Musik mit sinfonischem Anstrich im Programm hat. Ein exzellenter Auftakt mit feinen Mellotrontönen, der Lust auf mehr macht. Doch im weiteren Verlauf wird es bisweilen deutlich experimenteller, die Klangskulpturen wirken gelegentlich etwas monoton, wie beispielsweise im abschließenden 25-Minüter ‚The Long Cure‘, der auch ein paar Mellotroneinlagen enthält.
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CD2 wird mit dem gut 17-minütigen ‚Downwards We Go‘ eröffnet – einer sehr ruhigen Nummer, die beinahe hypnotische Wirkung ausstrahlt. Breite Synthesizerflächen ohne Rhythmusunterlegung beherrschen hier die Szenerie. In der folgenden kurzen Nummer zeigt Fiesel eine andere Seite, hier scheinen Gitarren integriert zu sein. ‚After Dallas‘ ist der nächste Longtrack – auch hier eine lange, rhythmusfreie Reise, bei der auf halber Strecke Mellotronchöre aufhorchen lassen. Wer sich gern auf derartige Klanggebilde einlässt, wird viel Freude an diesem Werk finden. Auch ‚Wisdom‘ bringt es auf deutlich über 20 Minuten Spielzeit, eine Art Dark Ambient wird hier präsentiert.
Für Fans elektronischer Musik lohnt sich das Kennenlernen allemal und gerade der Mellotron-Fan wird gut bedient. Christian Fiesel ist durchaus kein Neuling in der Elektronik-Szene, er kann bereits auf einige Veröffentlichungen – unter anderem mit Alien Nature alias Wolfgang Barkowski – verweisen. Beim Bi-Za-Records Label scheint er gut aufgehoben zu sein. Passt schon.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 10)