Welch eine Darbietung! Nach der eher blutleeren Veranstaltung vor einem Jahr zeigen sich die fünf Progmetal-Götter wieder in bestechender Form.
Als ich einem Jahr der “The Astonishing”-Tour beiwohnen durfte, fiel mein Konzertbericht zwiespältig aus. So toll die Performance auch war, es war eine recht sterile Angelegenheit und der Funke wollte einfach nicht aufs Publikum überspringen. Und ich habe seinerzeit vermutet, dass sich die Band eventuell nach Konzerten sehnt, bei denen sie wieder mit den Fans feiern dürfen. Nun, ziemlich genau ein Jahr später, ist “The Astonishing” Vergangenheit und Dream Theater begeistern auf ihrer “Images, Words & Beyond”-Tour wieder.
Pünktlich um 20 Uhr verdunkelt sich das Licht in der sehr gut gefüllten Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle und das Quintett betritt die Bühne, steigt dabei sofort ein mit ‘The Dark Eternal Night’, und prompt recken sich zig Hände gen Himmel und feiern Dream Theater ab. Der erste Akt des Abends gestaltet sich zu einem Best of der jüngeren Bandvergangenheit und kommt gut an. Selbst die eher ruhigen Tracks des letzten Albums “The Astonishing” wirken in diesem Kontext keinesfalls deplatziert.
James LaBrie, der sich direkt nach dem ersten Song zum Publikum wendet und sich vorab dafür entschuldigt, dass er krank und damit etwas geschwächt ist, merkt man seine Erkältung oder Grippe keineswegs an – tatsächlich überzeugt er mehr als noch vor einem Jahr, als er ein paar stimmliche Schwächen offenbarte. John Myung, John Petrucci und Jordan Rudess, die während der “The Astonishing” Tour noch auf ihren angestammten Plätzen blieben und sich keinen Meter bewegten, dürfen nunmehr wieder Meter machen. So treffen sich die beiden Johns öfter vor dem großen Drumkit von Mike Mangini, und auch Jordan Rudess hängt sich ab und an ein Keyboard in Gitarrenoptik um den Hals und sucht am Bühnenrand die Nähe zu den Fans. Nach ziemlich genau einer Stunde kündigt James LaBrie eine kurze Pause an und verlässt mit seinen Mitstreitern die Bühne.
Dann beginnt endlich das, was alle Fans sehnlichst herbeiwünschen: Dream Theater performen ihr Meisterstück “Images And Words” aus dem Jahr 1992 in Gänze. Eingeleitet wird dieser zweite Akt des Abends durch Audio-Einspielungen der Hits, die vor 25 Jahren das Radio beherrscht haben. Und dann geht’s los mit ‘Pull Me Under’. Und wer der Band bis dato noch nicht verfallen ist, der wird jetzt in ihren Bann gezogen. Von ‘Pull Me Under’ bis zum Epos ‘Learning To Live’ lassen die Amerikaner nichts anbrennen und liefern eine bärenstarke Performance ab. Einzig James LaBrie kann die ganz hohen Töne schlicht und einfach nicht mehr erreichen und verlegt sich in diesen Passagen auf Geschrei. Kann man machen!
Jeder Instrumentalist darf sich während des zweiten Aktes in einem Solo austoben. Und LaBrie gibt zwischen den Songs immer wieder nette Anekdoten zum Besten, erinnert sich zum Beispiel daran, wie er einst als Bewerber um den Posten des Sängers am Flughafen von John Myung abgeholt wurde, oder wie die Band vor dem Durchbruch, der das Quintett in den Progmetal-Himmel hob, in einem kleinen Van durch die Gegend tingelte.
Unter großem Applaus beenden Dream Theater schließlich ihr Set und lassen sich selbstredend zu einer Zugabe wieder auf die Bühne bitten. Mit ‘Change Of Seasons’ präsentieren sie dabei noch einen weiteren Longtrack, danach ist aber endgültig Schluss. Die fünf Musiker lassen sich abschließend noch einige Minuten auf der Bühne feiern, genießen dabei sichtlich die ihnen zufliegende Sympathie und belohnen sich für einen beeindruckenden Abend. Dream Theater sind wieder in der Spur. Und wie!
Setlist
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