(63:46, CD, Eigenveröffentlichung/Rock’N’Growl, 2017)
Irgendwas muss zurzeit im Wasser dieser Griechen sein – so viele gute Prog-Veröffentlichungen kommen dieser Tage aus der Ägäis. Oder, wie es ein guter Freund formulierte: In schlechten Zeiten haben Prog-Musiker eben viel Inspiration und Motivation. Die Athener von Need haben sich einer Metal-lastigen Version des Prog verschrieben, doch auch Atmosphäre und Melodien kommen auf ihrem vierten Album “Hegaiamas:a song for freedom” keineswegs zu kurz.
Den ureigenen Need-Stil weiter einkreisend, sind vor allem in den ersten beiden Songs die Überväter Dream Theater noch deutlich herauszuhören, vor allem in den instrumentalen Solo Sections. Doch dann tritt mit zunehmend härterem Riffing noch eine Hauptinspiration zutage: Nevermore. Sänger Jon V. kommt in ‘Riverthane’ stimmlich sehr nahe an das eigentlich einzigartige Timbre von Warrell Dane zu seinen besten Zeiten, die der leider längst hinter sich gelassen hat. Immer wieder aufblitzend und dem schweren Riffing Kontrapunkte der Leichtigkeit bietend, sind es jedoch die folkigen Melodien, die Need schlussendlich zu ihrem eigenen Stil verhelfen. Gerade im abschließenden überlangen Titeltrack ist das exemplarisch zu hören.
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Die absolute Hit-Single kommt aber noch davor: ‘Tilikum’, benannt nach dem kürzlich verstorbenen Orca, der im SeaWorld Orlando traurige Berühmtheit erlangte, besticht durch ein monstermäßiges Mainriff, eine stampfende, wütende Strophe und betörende weibliche Gastvocals. ‘Iota’, das folgende philosophische Spoken-Word-Stück, ist ein Dialog zwischen einer Frau und einem Mann über einen Traum im Weltall. Hier wäre es noch sehr interessant zu erfahren, ob er Teil des Album-Gesamtkonzepts ist oder aus einem schon bestehenden Werk, Film oder Buch, entlehnt wurde. Vielleicht wird das Booklet ja darüber Aufschluss geben.
Der oben schon erwähnte 20-Minüter ‘Hegaiamas’ legt dann über weite Strecken eine unerwartete Wolverine-Schlagseite an den Tag. Auch die in Griechenland abgöttisch verehrten Fates Warning blitzen hier und da durch, trotzdem klingen Need zu jeder Sekunde nach Need, und das bedeutet feinste ProgMetal-Kost. Der Veröffentlichungstermin ist zwar denkbar ungünstig gewählt, wird doch die gesamte Prog-Welt ein paar Tage nach dem Release des neuen Pain of Salvation-Opus noch mit “In the Passing Light of Day” beschäftigt sein. Es wäre Need trotzdem zu wünschen, ein großes Publikum mit “Hegaiamas:a song for freedom” zu erreichen. Die Qualität dafür haben sie.
Bewertung: 12/15 Punkten
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