(39:01, CD, Icosahedron Music/Just for Kicks, 2016)
Beim Namen Gösta Berlings Saga denkt der auch cineastisch interessierte Progger zu allererst an Greta Garbo, denn der gleichnamige Stummfilm ebnete der Diva 1924 den Weg nach Hollywood. Die schwedische Instrumental-Formation um David Lundberg (Necromonkey) bezieht sich bei ihrer Namenswahl laut Gitarrist Einar Baldursson allerdings auf den Debüt-Roman von Selma Lagerlöf.
“Sersophane” ist nach dem 2011 erschienenen “Glue Works” das vierte Album der Schweden. Auf dem aktuellen Werk gehen sie ausgesprochen direkt zu Werke. Der kompakte Opener ‘Konstruktion’ braucht nur Prog-untypische drei Minuten, um auf den Punkt zu kommen. Auch beim folgenden Titeltrack und ‘Fort Europa’ bleiben die Schweden dem direkten, rauen und druckvollem Sound treu. Hierfür wurden die Basic Tracks live im Studio eingespielt und lediglich mit einigen Overdubs verfeinert. Stilistisch verbeugt man sich deutlich vor der klassischen Prog-Epoche in den frühen Siebzigern, vermeidet jedoch geschickt jegliche offensichtliche Zitate. Die Kompositionen sind wohl durchdacht und bleiben im Ohr, Gesang vermisst man zu keiner Sekunde.
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Nach einem kurzen Retro-Elektronika-Ausflug mit dem Titel ‘Dekonstruktion’ kommt das Herzstück des Albums, das 15-minütige Epos ‘Channeling The Sixth Extinction’. Die Schweden erzeugen hier zunächst eine fast bedrohliche Atmosphäre, die ein wenig an ‘The Devils Triangle’ von King Crimson erinnert. Im zweiten Teil nimmt das Stück rhythmisch mächtig Fahrt auf und es proggt in Richtung Zeuhl. Es macht große Lust darauf, die Formation einmal live zu erleben. Das kurze ‘Naturum’ beschießt das Werk schließlich mit akustischer Gitarre nach knapp 40 Minuten.
Da es diese 40 Minuten aber wirklich in sich haben, sollte man sich wirklich nicht über die recht knappe Spielzeit der CD beschweren, sondern einfach die Repeat-Taste drücken. Das ist allemal besser, als ein Album in den Händen zu haben, dass man nur mit Skip-Taste erträgt. Daumen hoch für Gösta Berlings Saga. “Sersophane” rotiert zur Zeit häufig im Player des Rezensenten, der auch schon ein Auge auf die Vinyl-Ausgabe des Silberlings geworfen hat.
Bewertung: 13/15 Punkten (DH 13, KR 12, KS 12)
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