(29:00, CD, WKN/Tesco Germany, 2016)
Ende November haben sich Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand zum 20. Jubiläum zurückgemeldet – und zwar mit einer EP, die unerwarteterweise nicht allzu sehr in Nostalgie schwelgt. Manch ein Leser wird vielleicht bemerkt haben, dass sich BetreutesProggen.de vor Kurzem bereits mit DBATICOTLHs “Joyride” beschäftigt hat. Denjenigen sei gesagt: “Sucht & Ordnung” ist anders, aber wie das Albumcover schon erahnen lässt: Es bleibt trippig.
Live aufgenommen im Pure Sound Studio in Wien, besteht das Album aus drei längeren Stücken ohne Titel, wobei das letzte die halbe Gesamtspielzeit einnimmt. Der Opener wurde bereits 2016 auf dem Roadburn Festival gespielt und auf Bandcamp als ‘Oriental Jam’ veröffentlicht. Dieser Titel passt, denn der instrumentale Song beginnt mit einer ruhigen, orientalisch anmutenden Melodie. Die Drums setzen ein, viel Hall wird verwendet, Tempo kommt hinzu und schon klingt es nach krautigem Surf-Rock, bis die Synths dem Song einen psychedelischen Touch verleihen. Weniger Wiederholungen wären bei dem achtminütigen Jam nicht schlecht gewesen, auch wenn diese typisch für das Genre ist.
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Der zweite Track beginnt mit ähnlichen Gitarrenklängen, allerdings auf eine düstere, weniger krautige Art und Weise. Hier setzt man eher auf (Post)Black Metal- und Doom-Einflüsse. Nach einem Umbruch beginnt Marthynna mit ihrer eindringlichen Stimme Bibelverse aus der Genesis, dem Sündenfall, zu predigen. Ihre unheimlichen Vocals sind ganz klar Geschmackssache, allerdings passen sie perfekt zur Atmosphäre. Eine ältere Version dieses Stückes, das eine etwas andere Richtung einnimmt und an dem Josef Dvorak und Fuckhead beteiligt sind, wurde 2014 online veröffentlicht. Auch wenn es sich hierbei nicht um ein Best of handelt, man greift doch ältere Releases wieder auf und spielt sie nochmal in einem anderen Licht ein. Auch der besagte Sprechgesang erinnert an das frühere Projekt des des Frontmannes Albin Julius, The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud.
Mit dunklen Ambient-Klängen wird man in das finale Stück eingeführt. Der Wechsel zum Upbeat-Stonerrock, geführt von einem eingängigen Gitarrenriff, kommt unerwartet. Im weiteren Verlauf schmückt das Keyboard den 14-Minüter und Marthynnas Vocals wirken hier teilweise eher störend als überzeugend.
Während “Joyride” eine experimentelle Abwechslung war, ist “Sucht & Ordnung” traditioneller und direkter. Das Album beginnt sehr vielversprechend, endet aber eher eingefahren und grundlos in die Länge gezogen. Bemerkenswert ist, dass DBATICOTLH dazu fähig sind, ihren Sound von Album zu Album gekonnt und routiniert zu verändern. Um sich der Magie der Band hinzugeben: Das komplette Album gibt es auf YouTube und eine Tour scheint für dieses Jahr auch in Planung.
Bewertung: 10/15 Punkten (KR 11, DW 10)
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