The Gift – Why Sea Is Salt

(57:44, CD, Bad Elephant Music/Just For Kicks, 2016)
“Why Sea Is Salt” beginnt  recht viel versprechend. Sanft perlendes Piano und ein symphonisches Intro eröffnen das vierteilige Stück ‘The Sea’. Nach etwa drei Minuten nimmt der Song mit ausgedehnten Moog- und Gitarrensoli Fahrt auf. Erst nach sechs Minuten setzt Sänger Mike Morton mit überzeugender Stimme ein. Der Geist von ‘A Salty Dog’ schwebt im Raum und wird sodann auch zitiert. Eine hymnische Coda beendet schließlich ein rundes Neo-bzw. Retroprog-Epos, das in den entsprechenden Kreisen zweifellos Gefallen finden wird.

Das folgende ‘Sweeper Of Dreams’ verfolgt eine ähnliche Fährte. Morton setzt hier allerdings noch mehr auf  Theatralik und nähert sich deutlich der Grenze zum Kitsch. Mit ‘Tuesday’s Child’ wird es arg beschaulich und man schippert sanft zwischen frühen Pendragon und The Moody Blues hin und her. Die ausgedehnten symphonischen Instrumental-Parts können den süßlichen Gesangslinien jedoch gerade noch Paroli bieten.

Das vermeintliche Schmankerl des Album mit dem Titel ‘The Tall Tree’ und den Gästen Anthony Phillips, Steve Hackett (beide Ex-Genesis) sowie Peter Jones (Tiger Moth Tales, Red Bazar) entpuppt sich leider als stark überzuckerte Ballade. Einzig Phillips’ typisches Picking verdient positive Erwähnung. Im sechsteiligen 20-minütigen ‘All These Things’ wechseln erneut getragen symphonische Neoprog-Themen mit zum Teil folkloristisch-beschaulichen Gesangsteilen. Die Melodien schlagen oft recht simple Wege ein und gerade in mittleren Tonlagen verfällt Mike Morton auf ein Irish-Pub-Niveau, das man schon explizit mögen muss, um es im Prog-Umfeld zu tolerieren. Ein roter Faden ist in diesem Longtrack nicht zu erkennen. ‘At Sea – Reprise’ beschließt das Album dann erwartungsgemäß ausgesprochen balladesk.

Soweit bekannt prägten die Kollegen von den Babyblauen Seiten einst den Begriff “Susi-Prog”, der für “Why Sea Is Salt” passend erscheint. “Pilcher-Prog” wäre ein Begriff, den es noch zu etablieren gälte. Vieles auf diesem Werk erinnert an die Zeit des Labels SI Music und an Neoprog-Bands aus der zweiten und dritten Reihe. Wer sich in diesen Schubladen auskennt und Gefallen an der Beschaulichkeit findet, dem sei das Antesten von The Gift empfohlen. Wer hingegen auch etwas Spannung und Tempo erwartet, sollte wohl besser die Finger davon lassen.
Bewertung: 7/15 Punkten (DH 7, KR 6)

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