(38:12, 70:51, 2CD, BMG/Sanctuary, 1971/2016)
Uriah Heep ist eine Band, die zwar oft im Zusammenhang mit “klassischem” Progressive Rock genannt wird, jedoch allenfalls in ihren Anfangsjahren mit unserem Genre liebäugelte. Wenn es ein Heep-Album gibt, das man als Prog-Fan im Regal stehen haben sollte, ist es “Salisbury”.
Der Grund dafür ist der epische 16-minütige Titelsong, der sich in keiner Weise vor anderen Longtracks seiner Zeit verstecken muss. Im Gegenteil: Wäre dieses Werk mehr als eine Laune von Komponist Ken Hensley gewesen und hätte die Band sich in diese Richtung weiter entwickelt, dann würde die Geschichte des Prog-Rocks sicher anders geschrieben.
Das Stück ‘Salisbury’ ist eine Tour de Force und verschmilzt Prog, klassische Einflüsse, Ausflüge in Richtung Jazz und eine ordentliche Portion Hard Rock zu einem explosiven Konglomerat. In Sachen Drive kann sich kaum ein anderer Longtrack mit ‘Salisbury’ messen. Dazu zeigt sich Mick Box als früher Guitar Hero und Sänger David Byron († 1985) gibt eine exzellente Vorstellung. Als i-Tüpfelchen steuert John Fiddy ein Bläser-Arrangement bei, das dieses Epos vollends veredelt. Die übrigen Songs sind eher in dem Stil gehalten, mit dem die Band später berühmt wurde.
‘Bird of Prey’ ist typischer Heep-Hardrock, ebenso ‘Time To Live’ und ‘High Priestess. ‘The Park’ ist eine feine Ballade mit Harmonium und Falsettgesang, die durch einen jazzigen Instumentalteil überrascht. Zu ‘Lady in Black’ muss man eigentlich weiter nichts sagen, außer dass der Song erst im Jahr 1977 , also sechs Jahre nach Erstveröffentlichung, hierzulande zu einem Riesenhit wurde.
Das vorliegende Deluxe-Reissue enthält neben dem Originalalbum eine ca. 70-minütige Bonus-CD, bei der dem Fan das Wasser im Mund zusammenlaufen muss. Unter dem Titel “An Alternative Salisbury” findet man darauf bislang unveröffentlichte Takes der Albumtitel und mit ‘Simon The Bullet Freak’ und ‘Here I Am’ zwei Stücke, die auf dem Original nicht zu finden waren. ‘Simon The Bullet Freak’ ist ein straighter Rocker, der seinerzeit ‘Bird Of Prey’ auf der US-Ausgabe von “Salisbury” ersetzte, das dort bereits auf dem Debütalbum untergebracht worden war; hierzulande wurde es als B-Seite veröffentlicht. ‘Here I Am’ ist ein immerhin achtminütiger schleppender Bluesrock-Song, den man in einer anderen Version auf dem Sampler “The Lansdowne Tapes” findet. Der Titeltrack ist sowohl als alternative Version als auch als Liveaufnahme vertreten. Bei ersterer treten die Bläser-Arrangements sehr in den Hintergrund und einige Bandparts haben einen noch etwas ungeschliffenen Charakter. Dafür treten ein paar Feinheiten zutage, die auf der finalen Version untergehen. Die Live-Version ist leider klanglich sehr bescheiden, dokumentiert aber, welch gute Liveband Uriah Heep damals war.
Fans werden sich diese Deluxe-Version sicher zulegen. Für Newbies reicht unter Umständen auch eine ältere CD-Ausgabe, die man zu Teil schon für wenige Euros auf dem Wühltisch oder im Web findet. Den Titel ‘Salisbury’ darf man nicht verpassen, da er auch nach weit über 40 Jahren kein bisschen Patina angesetzt hat und für sich locker 15 Punkte beanspruchen kann. Das Album hingegen liegt bei …
Bewertung: 11/15 Punkten (WE – Musik 13/Remaster 4, DH 11, KR 11)