(52:10, 54:07, 2 CDs, Radiant Records/Metal Blade /Sony Music, 2016)
Im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Albums der Neal Morse Band wurden die größten Erwartungen geschürt. Drummer Mike Portnoy ging gar soweit, es zu dem Album seiner Karriere zu erklären. Vergleiche zu Meisterwerken wie “Tommy” von The Who oder “The Wall” von Pink Floyd wurden gezogen. Ziemlich starker Tobak also, und so viel sei gesagt – dem wird “The Similitude Of A Dream” leider in keiner Weise gerecht. Geht man aber ganz neutral an die Sache heran, bekommt man ein durchaus abwechslungsreiches Prog-Album aufgetischt.
Auf die Texte von Neal Morse sollte man als vernunftbegabter Mensch dabei aber besser nicht hören – es geht, wie zuletzt auch, um christliche Inhalte. Dieses Mal basiert die Thematik auf dem Erweckungswerk “The Pilgrims Progress” des englischen Baptistenpredigers John Bunyan. Mit schlichten Worten versucht uns Morse hier für den Weg des Suchens und Findens Gottes zu begeistern, und er erwartet an der einen oder anderen Stelle auch noch Mitleid für dieses schwierige Unterfangen. Wer sich an sowas stört, schaltet besser gleich wieder aus. Aber auf der anderen Seite passen Geschichten über imaginäre Freunde eigentlich nicht so schlecht zu gängigen Prog-Klischees, manche singen ja auch über Einhörner und Drachen.
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Sprechen wir also lieber über die Musik auf “The Similitude Of A Dream”. Ganze 23 Stücke mit einer Laufzeit von gut zwei Stunden finden sich auf zwei CDs, und einige davon überzeugen. Immerhin sind hier gestandene Vollprofis am Werk, und auch die Produktion ist höchst professionell geraten. In weiten Teilen findet sich hier also alles, was das (Neo)-Progrock-Herz begehrt, allerdings erlebt man dabei das eine oder andere Déjà-vu. Das Album atmet an allen Ecken und Enden den Geist von Spock’s Beard, und auch die Flying Colors meint man hier und da als leichtes Echo zu hören. Das ist aber natürlich beileibe nichts Negatives, ganz im Gegenteil.
Warum reicht es in der Gesamtheit dann nicht zum erhofften Höhepunkt im Schaffen von Morse und Portnoy? Dies hat mit den leider zahlreich vorhandenen Ausrutschern zu tun, exemplarisch dafür steht das mainstreamige ‘City Of Destruction’. Weitere folgen: Das kitschige ‘Breath Of Angels’ trieft mit Background-Chören zuckersüß aus den Boxen, bei ‘Shortcut To Salavation’ meint man einer Toto-Coverband zu lauschen, und der absolute Tiefpunkt ist beim Country-Abend mit ‘Freedom Song’ erreicht. Dem gegenüber stehen glücklicherweise potente und abwechslungsreiche Tracks wie ‘So Far Gone’, ‘Slave To Your Mind’ und ‘The Battle’. Diverse Instrumentals überzeugen durch ihre irrwitzige Verspieltheit.
Die Neal Morse Band tischt uns mit “The Similitude Of A Dream” ein mehr als reichlich gedecktes Progressive-Rock-Büfett auf. Einiges davon schmeckt allerdings fad, und man wird relativ schnell satt bzw. überdrüssig. Das von Portnoy herbeigeredete Meisterwerk lässt sich hier also nicht finden, immerhin aber ein leicht verdauliches Prog-Album, bei dem man sich nur die erwähnten Ausfälle besser gespart hätte.
Bewertung: 10/15 Punkten
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