(18:26, CD, Kscope/Edel, 2016)
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem dritten Album “Polaris” legen die britischen Djent- und Modern Prog Metal-Vorreiter TesseracT nun eine EP vor, auf der sie uns vier Songs von eben jenem Album in einem komplett neuen Gewand präsentieren.
Dabei sind sie jedoch nicht den voll elektronischen Remix-Pfad gegangen, wie seinerzeit Cynic mit “Re-Traced”. Viel mehr hat der langjährige TesseracT-Livemischer (und wohl so was wie das sechste, inoffizielle Bandmitdglied) Aidan O’Brien die Songs zusammen mit Mastermind Acle Kahney komplett bis auf den Gesang entkernt, um dann um die Vokalmelodien und -harmonien herum neue, gänzlich unmetallische Arrangements zu basteln. Oder vielleicht sollte man eher sagen, herum zu zaubern!? Im Mittelpunkt steht also unüberhörbar die gigantische Stimme von Sänger Daniel Tompkins, der schon wieder über sich hinaus gewachsen ist und die ganze EP traumwandlerisch trägt. Doch auch die neuen Arrangements des instrumentalen Drumherums gefallen und betören.
Instrumental und von der Atmosphäre her geht das Ganze ein kleines bisschen in die Richtung von Tompkins‘ Nebenspielwiese White Moth Black Butterfly, ohne jedoch gar so poppig oder elektronisch rüberzukommen. Es sind halt immer noch TesseracT-Songs, die hier neu interpretiert werden. Die wunderbar organischen Drums lassen einen einerseits die polyrhythmische Grundstruktur der Original-Arrangements nicht vergessen, andererseits lösen sie sich jedoch aus dem starren Zwang und bringen ein leichteres, jazzigeres Feeling mit ein. Ansonsten gibt es viele Schichten mit Klavier-, Cello-, Piano- und natürlich atmosphärischen Gitarrensounds zu entdecken. Doch über allem thront unangefochten Daniel Tompkins mit seiner unglaublichen Stimme, er macht “Errai” so zu einem unvergleichlichen Klangerlebnis.
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Für alle, die TesseracTs letztjähriges Meisterwerk “Polaris” noch nicht ihr eigen nennen, lohnt sich die neue ‘Tour-Edition’ inklusive Bonus-EP. Alle anderen greifen “Errai” umgehend einzeln als schöne Clear Vinyl ab, sollten sie das nicht schon längst getan haben. Vorausgesetzt natürlich, man kann auch mit Musik ohne verzerrte Gitarren etwas anfangen, sonst wartet man lieber auf das nächste vollwertige TesseracT-Album.
Bewertung: 14/15 Punkten (DA 14, KR 12, KS 10)
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