Any Colour, Martigan, 22.10.16, Euskirchen, Altes Casino

Dank Veranstalter Klaus Bornemann verirrten sich in unsere zumeist progarme Provinz gleich zwei musikalische Farbtupfer. Zum einen gab sich die Bonner Neoprog-Band Martigan und zum anderen die Pink-Floyd-Coverband Any Colour die Ehre – präsentiert von BetreutesProggen.de. Die bestens für derartige Events geeignete Location  – Altes Casino in Euskirchen – bot für die (leider nur) knapp 140 erschienenen Progfans einen tollen Treffpunkt.

An alles war gedacht, bis hin zu netten Bistrotischen und ausreichend Bestuhlung für die Alten und Lahmen unter den Gästen. So fanden auch die zahlreich und teilweise weit angereisten Vertreter von BetreutesProggen.de ein geeignetes Plätzchen, um die jahrzehntelang proggestressten Körper in eine entspannte Position bringen zu können. Dazu die gewohnte flüssige Ernährung und ein pünktlicher Start für die Reise in den musikalischen Proghimmel – mehr kann ein Proggerherz kaum verlangen.

imgp2774In der Besetzung Kai Marckwordt (Lead Vocals, Gitarre, Saxophon), Oliver Rebhan (Keyboard, Backing Vocals), Alex Bisch (Schlagzeug, Backing Vocals), Björn Bisch (Gitarre) und Mario Koch (Bass) startete eine der erfahrensten und besten Neoprogbands Deutschlands in den Abend. Mit bereits fünf erfolgreichen Studioalben hat Martigan seit 1994 musikalisch Zeichen gesetzt und kann jederzeit aus dem Vollen schöpfen.

Mit ‘Complicius’ vom aktuellen Album „Distant Monsters“ eröffnete die Band ihren zehn Titel umfassenden Auftritt. Es folgten im Wechsel von alt und neu u.a. ‘Mask & Raven’ vom 1996 erschienenen Album „Ciel Ouvert“ sowie später ‘Touch in Time’ von „Vision“ (2009) und ‘Images & Tales’ vom Album „Man of the Moment“ (2002). Abgeklärt und fast schon zu emotionslos spulte der stimmlich charismatische Sänger Kai Marckwordt seine Bühnenrolle ab, etwas mehr Kommunikation mit dem Publikum hätte dem Auftritt sicherlich nicht geschadet (und ob es in Euskirchen Rock City wirklich nur englischsprachige Ansagen braucht, scheint auch noch nicht erwiesen, KR).

Ob Oliver Rebhan, die Gebrüder Bisch oder Mario Koch, sie alle beherrschten ebenso eindrucksvoll ihren Job, auch wenn sich keiner von ihnen auffällig in den Vordergrund drängte. Was blieb, war Neoprog auf hohem Niveau dazu hervorragend abgemischt und höchsterfreulich in einer erträglichen Lautstärke, die auch einen Hörgenuss ohne Ohrstöpsel ermöglichte. Unterstützt wurde der positive Auftritt der Musiker durch Holger Conrads überaus gelungene Licht- und Laser-Show. Nach gut zwei Stunden feinsten Progressive Rocks beendeten Martigan mit der Zugabe ‘The Pride’ ihren erfolgreichen Auftritt.

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Rund 30 Minuten später und nach erfolgter Umbau- und Regenerationspause stand das nächste Highlight des Abends an. Die Freude auf einen Trip in die progressive Vergangenheit der Rockheroen wuchs zusehends. Die Pink-Floyd-Coverband Any Colour startete ihr Heimspiel mit diversen Titeln vom Album „The Wall“.

Jürgen Brings (Bass, Background Vocals) und seine neunköpfige Mannschaft, bestehend aus Christoph Henn (Guitars), Eckart Hildebrand (Keyboards), Mark Großer (Drums), Uli Schmidt (vocals), Jan Matthes (Guitars), Sebastian Siebel (Saxophones), Ralf Beck (Keyboards), Melanie Petri (Background Vocals) und dem Tontechniker Dirk Klein, verbreiteten von Beginn an die richtige Stimmung im Saal. Klangteppiche, Melodiebögen und Ohrwürmer, wie von Pink Floyds Alben gewohnt, verzauberten die Anwesenden. Dazu passend wuchs Holger Conrads Light – und Laser Show von Minute zu Minute – sie wurde bunter, vielseitiger und vereinte hervorragend Lichteffekte und Musik zu einer tollen Bereicherung des Events. Die Aufgabe, das Publikum anzusprechen und mit einzubinden, meisterte der Sänger Uli Schmidt ohne Probleme. Auch wenn er das eine oder andere Mal gesanglich an seine Grenzen kam, spielte das im Gesamtbild absolut keine Rolle.

Any Colour tritt zwar als Cover-Band auf, beweist aber, dass auch ausreichend Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung und Interpretation gegeben sind. Genau dies macht den Unterschied zu manch anderen Tribute Acts aus. Unverzichtbare Highlights des Abends waren dann u.a. die Klassiker ‘Shine On You Crazy Diamond’, ‘Have a Cigar’, ‘Money’, ‘Time’, ‘Us And Them’ und abschließend die Zugaben ‘Wish You Were Here’ sowie natürlich ‘Comfortably Numb’.

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Zu schnell waren die gut vier Stunden Musik vorbei, gegen Mitternacht lautete das abschließende Resümee, dass dies ein schöner und perfekt organisierter Abend war, der deutlich mehr Fans verdient gehabt hätte. Nochmals einen großen Dank an den Veranstalter und seine Helfer für das unermüdliche Engagement und die Begeisterung, dieses Event durchzuziehen.

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Live-Fotos: Timo Riedel