Sahg – Memento Mori

Cover: Sahg - Memento Mori(44:34, CD, Indie Records/Edel, 2016)
Manchmal braucht es fünf Alben, bis man auf eine Band aufmerksam wird. Man fragt sich dann, wie man diese Musik so lange verschlafen konnte. Sahg ist so ein Fall. Da liest man als Rezensent die reichlich verwegene Kurzbeschreibung, stutzt, lässt sich das Album zukommen – und staunt! Denn mit “Memento Mori” gelingt dem norwegischen Quartett der Spagat, progressiven Doom Metal unters Volk zu werfen und dabei Stilelemente zusammenzubringen, die eigentlich unvereinbar erscheinen.

Gleich mit dem Opener ‘Black Unicorn’ zum Beispiel darf sich jene kleine Fraktion bestätigt fühlen, die denkt, dass die ganz frühen Pink Floyd den Grundstein für Heavy Metal gelegt haben. Nicht nur, weil das Gitarrenintro dem von ‘Astronomy Domine’ ähnlich ist. Sondern vor allem, weil einige Akkordfolgen und Melodieführungen in Teilen direkt übernommen wurden und die düstere, bedrohliche Grundstimmung perfekt reproduziert wird. Das Ganze wird dann mit einer Leichtigkeit mit Thrash im Stil der frühen Black Sabbath verbunden, dass man es kaum glauben mag. So wirkt die Verbindung von Psychedelic mit Metal plötzlich so natürlich, als wäre es noch nie anders gewesen.

Die Messlatte derart hoch gelegt, lassen die Jungs aber keinesfalls nach, sondern bringen einen Knaller nach dem anderen. Da wird in düsterster doomiger Atmosphäre vor sich hin gethrashed im Stil von Sabbath über Candle Mass bis Metallica. Und es wird eine Referenz nach der anderen gelegt, die kaum ein Sub-Genre des Melodic Metal außen vor lässt. Mal fühlt man sich an die Galactic Cowboys erinnert, mal  gar an das erste Album von Haji’s Kitchen. Etliche Riffs erinnern an den frühen Ty Tabor, und an anderer Stelle entwickelt die Gitarrenarbeit gar die Eleganz des frühen Harry Lesperance, vornehmlich des blauen ‘Harem Scarem’-Albums.

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Die Vocals hingegen bleiben fast durchgehend dem Stil Ozzy Osbournes treu, ohne jedoch so hysterisch zu klingen. Die einzigen Ausnahmen hier bilden die Ballade ‘(Praise the) Electric Sun’ – ein Song, der genauso gut der Feder von Mikael Åkerfeldt entsprungen sein könnte – und der Closer ‘Blood of Oceans’, in dem zum Teil das Geschrei von James Hetfield imitiert wird. Letzteres gelingt dann aber nur halb, da sich die Gitarrenarbeit auf einem weit höheren Niveau bewegt. Beendet wird der Song, und damit das Album, mit einem Chor in vermutlich lateinischer Sprache, der an düstere Rituale der Inquisition denken lässt.

Fans von Doom und Thrash gleichermaßen, aber auch Fans der verschiedenen Spielarten des Prog Metal, sollten sich dieses Album keinesfalls entgehen lassen, denn es ist von vorne bis hinten mit den feinsten Delikatessen vollgepackt, die das Genre aufzubieten hat. Progressiv im klassischen Sinne es nicht, aber von derart erhabener Qualität, dass es durchaus in diesem Kontext genannt werden darf.
Bewertung: 13/15 Punkten (RF 13, KR 11)

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