(49:37, LP, Sony Music/Legacy, 1996/2016)
“No Code” – ein Statement als Albumtitel. Pearl Jam weigerten sich, mit einem Barcode das Artwork zu verschandeln. Ob man den Künstlern das abnimmt oder es für eine werbewirksame Masche hält, sei dahingestellt.
“No Code” will als Gesamtkunstwerk betrachtet werden, da ist das Drumherum ebenso wichtig wie der musikalische Gehalt. “No Code” schafft das. Das LP-Cover ist aufwändig gestaltet, es lässt sich mehrfach aufklappen. Als Beilage gibt es neun Polaroids, die das Cover als Collage zieren. Der eigentliche Clou – hier wird es für passionierte Sammler und Die-hard-Fans interessant: Es gibt vier verschiedene Versionen (C-O-D E) dieser Polaroid-Beilagen. Welche davon jeweils in der Hülle steckt, lässt sich nicht erkennen solange die LP verschweißt ist – wem kommen da nicht Panini-Bilder in den Sinn?
Die Gestaltung ist ohne Frage gelungen und das verkaufsfördernde Spiel ist nicht neu. Man kennt es von Genesis (“Abacab”), Led Zeppelin (“In Through The Out Door”) und diversen anderen Künstlern. Nebenbei bemerkt: In der Hülle steckt auch eine LP, und die enthält immer dieselben 13 Songs. Gut so, sonst würde es wirklich kompliziert.
Zu Zeiten seiner Erstveröffentlichung war “No Code” umstritten. Für viele Fans hatten Peal Jam sich zu weit von den Erwartungen entfernt. War “Vitaology” mit seiner ruppigen und punkigen Attitüde noch als Statement wider den Ausverkauf des Seattle-Movements verstanden worden, so löste sich die Band mit “No Code” noch weiter aus ihrem bisherigen Klangkosmos. Das das Album beschließende ‘Around The Bend’ mit seiner Kaffeehaus-Atmosphäre mag für Manchen nur schwer verdaulich gewesen sein. Die Band versuchte sich in Siebziger-Gefilden (‘Present Tense’), an Folk (‘Off He Goes’), und ansatzweise sogar an World Music (‘Who You Are’). An Abwechslung mangelt es “No Code” nicht, das wurde hier und da auch als orientierungslos angesehen. Die Band selber beschreibt dieses Werk als Übergangsalbum.
Im Nachhinein betrachtet ist “No Code” eines der spannendsten Alben der Seattler, es zeigt die Band auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität. Anders als die Musik etlicher Zeitgenossen von Pearl Jam klingt es keineswegs angestaubt, was die detailgetreue Vinyl-Wiederveröffentlichung nochmals unterstreicht. Man kann sogar auf das sonst so werbewirksame “Remaster”-Siegel verzichten. “No Code” hat jenes Besondere, das Pearl-Jam-Alben aus jüngeren Jahren leider fehlt. Die Pressqualität des von MPO in Frankreich hergestellten Rezensionsexemplars ist gut, erwähnenswerte Klangunterschiede zur CD-Version gibt es nicht.
Bei Vinyl-Sammlern mit Hang zum Alternative Rock macht “No Code” im Plattenregal immer einen guten Eindruck.
Ohne Bewertung
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