Matt Boroff – Grand Delusion

(40:06, CD, Panta R & E, Left Front Door Records, 2016)
An American in Austria – was macht der da? Musik aus unserem südlichen Nachbarland findet hier zu Lande gewöhnlich eher im Bereich Massenbespaßung fürs Bierzelt statt. Das war nicht immer so und muss auch nicht so bleiben.

Das Wiener Label “Panta R & E” konzentriert sich auf den Export von Alternative-, Progressive-, Psychedelic- und Stoner Rock. Mit dem in Österreich ansässigen Amerikaner Matt Boroff  hat es einen echten Hochkaräter an Land gezogen. Dies unterstreicht schon die Tatsache, dass bekannte Namen wie Jack Irons (Ex-Pearl Jam) und Mark Lanegan an den Aufnahmen seines neuen Werks beteiligt waren. “Grand Delusion” ist ein musikalisch dichtes Singer/Songwriter-Album mit düsteren, zynischen und wütenden Momenten geworden, das sowohl textlich als auch musikalisch vom ersten bis zum letzten Ton überzeugt.

Der Titelsong rechnet in einem coolen Groove mit dem Status Quo unserer Gesellschaft und ihren scheinbaren Errungenschaften ab. In den Titeln ‘What A Shame’ und ‘Hang on’ wird Boroff diesbezüglich noch deutlich wütender. Am anderen Ende des Spektrums steht die bitter-melancholische Ballade ‘Behind Your Mask’ mit Zeilen wie: “When I look at what you have done with all your greed and with your bombs, with your poisons and your gods, I wanna cause you pain. But as this hatred grips my heart, I’m no better than you, another self-rightious fool with stone to cast. Yes it’s hard to see the love behind your mask”.

Dabei klingt Boroff bisweilen wie ein zorniger Chris Isaak, der sich seiner Schmalztolle endgültig entledigt hat. Weitere Highlights sind das intime ‘Disolve’ und das abschließende ‘Strange Mirror Of Black’.

Prog-Puristen wird dieses Werk vermutlich eher kalt lassen. Doch je weiter der Blick über den Tellerrand reicht, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man sich den Namen Matt Boroff merkt. Wem Interpreten wie Grant Lee Buffalo, The Eels, Ryan Adams oder die weitgehend längst vergessenen Hands On The Wheel in den Kram passen, der sollte sich “Grand Delusion” nicht entgehen lassen.
Bewertung ohne Prog-Monokel: 12/15 Punkten (DH 12, HK 11, KR 12)

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