(49:00, CD, Kscope/Edel, 2016)
Um “Songs From The Haunted South” von Old Fire alias John Mark Lapham gebührend besprechen zu können, kommt man nicht umhin sich das Werk von This Mortal Coil zwischen 1983 und 1991 nochmal zu vergegenwärtigen. “Songs from the Haunted South” ist eine Art Verneigung vor dem Kollektiv, das unter der Leitung von Ivo Watts-Russell, dem damaligen Chef des 4AD-Labels, Meisterwerke wie “It’ll End In Tears” und “Filigree & Shadow” erschuf.
Lapham ließ sich von Watts-Russell zur Konzeption seines Albums beraten und bekam von ihm auch den früheren Pearls Before Swine-Sänger Tom Rapp vermittelt, dessen Song ‘The Jeweller’ dereinst von This Mortal Coil interpretiert wurde.
So ist “Songs From the Haunted South” in Anlehnung an den Output dieser Formation eine Mixtur aus sphärischen Instrumental-Stücken, die an Brian Eno und David Sylvian erinnern, und meist balladenhaften Songs, die zum Teil Neuinterpretationen von Kompositionen anderer Künstler sind. Vorgetragen werden die Stücke von markanten weiblichen und männlichen Stimmen. Das Instrumentarium umfasst neben Gitarren und Piano auch diverse klassische Instrumente.
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Nach einem sphärisch-instrumentalen Einstieg ist die erste Fremdkomposition das Stück ‘Helix’, das im Original von Shearwater stammt. Auch deren John Meiburg hätte den Titel nicht zerbrechlicher darbieten können als das Kollektiv um Old Fire. Einen schönen stilistischen und rhythmischen Kontrapunkt setzt das etwas kantigere, von der Norwegerin Rebekka Karijord gesungene ‘Know How’. Textlich erinnert das Stück ein wenig an ‘Making Plans For Nigel’ von XTC . Im Original stammt es von der englischen Avant-Prog-Band Camberwell Now.
Nach dem ebenfalls wieder sehr getragenen ‘It’s Easier Now’ zitiert das weitgehend instrumentale ‘A Stranger In The Family’ einmal mehr das Werk von This Mortal Coil. Die Nebelhorn-artigen Klänge hörte man in dieser Form auch auf ‘A Heart Of Glass’ von “Filigree & Shadow”. Die weiteren Titel ‘Bloodchild’, ‘Faust’, und ‘Shadows’ sind Originale. Das von Tom Rapp eindringlich vorgetragene ‘Shadows’ ist einer der Höhepunkte von “Songs From The Haunted South”. Gegen Ende des Albums fällt ‘The Orchids’, im Original von Psychic TV, etwas aus dem Rahmen. Das country-folkige Stück passt nicht so recht in das ansonsten sehr homogen arrangierte Werk, das schließlich Soundscape-artig mit ‘Deadhouse Dream’ endet.
“Songs From The Haunted South” sollte als Ganzes und in Ruhe gehört werden, um seine volle Wirkung zu erzielen. Die düster-melancholische Grundstimmung dürfte Frohnaturen und Party-Progger eher abschrecken. Wer jedoch den Katalog des 4AD-Labels zu schätzen weiß, entdeckt mit diesem Longplayer einen kleinen Schatz.
Bewertung: 12/15 Punkten (DH 12, KR 11)
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