gravitysays_i – quantumunknown

Abumcover: gravitysays_i - quantumunknown(40:33, CD, Inner Ear Records, 2016)
Nach fünf Jahren Funkstille werfen gravitysays_i endlich ihr drittes Album “Quantum Unknown” auf den Markt und bereichern ihr musikalisches Spektrum um ein Kapitel. Die Mischung aus Rocksongs mit Weltmusik-Einflüssen ist einer Art psychedelischem Jam mit Postrock-Auswüchsen gewichen, denn das neue Material scheint ausnehmlich aus Jams entstanden zu sein.

Wo Schlagzeug und Bass einen Drei-Akkord-Teppich als Grundlage liefern, werden repetitive Synthie-Sequenzen improvisiert, die sehr an Jean Michel Jarre, Tangerine Dream, aber auch an die frühen Ultravox erinnern, während die Gitarrensoli eher im Stil der Ozric Tentacles gestaltet sind. In das Ganze hineingewoben findet man aber auch einige Momente der Schläfrigkeit der aktuellen Postrock-Szene, verträumt schwebende Riverside-Anklänge, wie auch von der Brass-Sektion der Band geprägte vertrackte Jazz-Momente.

Interessant ist hier Bassist Mampre Kasardjian, der wohl der erste ist, der es sich zutraut, in die Fußstapfen von Eloys Klaus-Peter Matziol zu treten. Kasardjian schafft es, die Band mit sich permanent verändernden, agilen Bassläufen vor sich herzutreiben und dabei immer die Aufmerksamkeit des Hörers einzufordern. Dann muss man Manos Paterakis’ Einsatz der Santur (ein iranisches Hackbrett) nennen, wodurch immer wieder das akustische Bild heißer, sandiger Wüsten und Felslandschaften Einzug erhält. Wichtigster Bestandteil der Band ist aber Trompeter Vangelis Katsareils. Sein Spiel ist herausragend, er agiert virtuos und bricht immer wieder mit der Monotonie der Drei-Akkorde-Jammerei durch das Einwerfen gehobener Jazz-Elemente, was die musikalische Qualität erheblich voran bringt.

Einzig die Vocals dürften einige Kontroversen hervorrufen. Sie sind so grundsätzlich unterschiedlich zur dem, was auf den anderen beiden Alben geboten wurde, dass es verblüfft. Als introvertierte, ans innere Selbst gerichtete Betrachtungen und klanglich mit einer Art Lautsprecher-Charakteristik verfremdet, wirken sie monoton und minimalistisch. Die Melodien sind sehr rudimentär und kommen kaum über die Grundnoten der jeweiligen Akkorde hinaus. Manche dürften sagen, die Melodiefindung sei grundsätzlich gescheitert. Hinzu kommt, dass auf den Einsatz von Gesangstechniken komplett verzichtet wurde, wodurch das Bild einer recht schlechten Kopie von Kevin Moores Gesang bei OSI entsteht.

Leider muss man bei diesem Album die gesangliche Leistung als bittere Pille eines ansonsten sehr gelungenen, atmosphärischen und klanglich interessanten Werks ansehen. Auf der instrumentalen Seite allerdings ist es ein wahres Kleinod.
Bewertung: 10/15 Punkten

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