Agent Fresco, Ashby, 22.8.16, Bochum, Matrix
Als „Sommer-Tour“ bezeichnen Agent Fresco ihre derzeitige Europa-Tournee. Wie passend, wenn man die Temperatur-Kriterien des hohen Nordens auf den bisher erlebten Sommer in unserer Region anwendet. Aber mit den vier Isländern kam die große Hitze schließlich auch zu uns, es begann in der Bochumer Matrix!
Agent Fresco arbeiten bei ihren Headliner-Shows gerne mit lokalen Bands zusammen, an diesem Montagabend durfte das aus Mülheim an der Ruhr stammende Quintett Ashby den Abend eröffnen. Zum Aufwärmen der Konzertbesucher wurden mit ‘The Faceless And The Shore’, ‘Aether – A Lunar Year’ und ‘Ashes Decay’ die Eröffnungssongs des aktuellen Album “Fragmental” präsentiert. Wer sich im Progressive Rock etwas auskennt, wird sich über die aus den drei Liedern resultierende Spielzeit von 30 Minuten kaum wundern – ausreichend Zeit für eine überzeugende Vorstellung der Band, die aus den handwerklich guten Instrumentalisten Jan Göpelt (Gitarre), Joel von der Heiden (Keyboard), Chris Streidt (Bass), Rik Schindler (Drums) und der sehr stimmstarken Sängerin Sabina Moser besteht. Letztere konnte 2014 in der Casting-Show „The Voice of Germany“ ein erstes Ausrufezeichen setzen, ihre Kollegen wussten nun in Bochum vor allem in den Soloparts zu brillieren. Mit viel Spielfreude, Publikumsnähe und mehrfachem Dank an das technische Personal des Konzertabends und den isländischen Headliner meisterten die fünf jungen Talente ihre Aufgabe als Vorband mit Bravur.
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In der folgenden Pause wurde die Bühne weitestgehend geräumt, denn Agent Fresco brauchen reichlich Platz für Ihre Shows. Der aufmerksame Beobachter konnte in den Minuten vor dem Auftritt Sänger Arnór Dan Arnarson am Bühnenrand entdecken, dessen Vorbereitungen stark an die letzten Lockerungsübungen von Athleten vor ihrem Wettkampfstart bei den Olympischen Spielen erinnerten. Mit ‘Anemoi’ zeigten sich die Isländer, deren Musik irgendwo im Bereich Alternative, ArtRock und Progressive Rock anzusiedeln ist, zunächst noch von ihrer sanfteren Seite. Spätestens bei ‘Howls’ stieg jedoch die Schweißproduktion bei allen Anwesenden stark an.
Dem hervorragenden Schlagzeuger Hrafnkell Örn Guðjónsson, der mit seiner Mähne einer hyperaktiven Version von Tingeltangel-Bob aus der Fernsehserie „Die Simpsons“ ähnelt, war die körperliche Anstrengung des Auftrittes ebenso anzusehen wie dem gerade erst von einer Lungenentzündung genesenen Arnarson. Dieser nutze den verfügbaren Bühnenraum komplett aus und erinnerte mit seinen Bewegungsabläufen oft an ein (am Mikrofonkabel) angeleintes, unruhig auf- und ablaufendes Raubtier. Bassist Vignir Rafn Hilmarsson hingegen wechselte meist zwischen intensivem Mitschwingen mit der Musik und statischem Verharren am vorderen Bühnenrand, dabei strahlte er eine majestätische Anmut aus, die einem alten Ölgemälde-Porträt angemessen gewesen wäre. Der musikalische Mastermind Þórarinn Guðnason hingegen agierte im Vergleich zu seinen Kollegen eher introvertiert, mit seinen Fähigkeiten an Gitarre und Keyboard glänzte er jedoch nicht weniger.
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Die gespielte Setlist ist für Kenner der Band nicht überraschend und weitestgehend deckungsgleich zu der Konzertreise von Ende 2015. Der Schwerpunkt der Songauswahl lag demnach beim zuletzt erschienenen Album “Destrier”, ergänzt durch einige Live-Klassiker des Erstlingswerks “A Long Time Listening”. Als emotionaler Höhepunkt der Agent-Fresco-Konzerte gilt der Song ‘Eyes Of A Cloudcatcher’, der jeweils kurz vor Ende des Auftritts gespielt wird und auch beim Bochumer Konzert nicht ausgelassen wurde. In dem Lied verarbeitet der sympathische Frontmann den Sterbemoment seines Vaters, der vor zehn Jahren einem Krebsleiden erlag. Traditionell stimmt das Publikum in den Gesang mit ein, Gänsehaut und Tränen sind nicht ausgeschlossen. Viele der gut 200 an diesem Montag erschienenen Konzertbesucher zeigten sich sehr textsicher und enthusiastisch. Glückseligkeit war den meisten anzusehen, als der Sänger anschließend ‘The Autumn Red’ direkt im Publikum darbot.
Arnarson war auch sonst gewohnt publikumsnah und gesprächig, er beschrieb oft Hintergründe der vorgetragenen Stücke, erzählte kleine Geschichten und dankte vielfach den Anwesenden für die Unterstützung. Die schwitzende Menge erarbeitete sich noch eine Zugabe, bevor sich die sichtlich erschöpften Musiker nach diesem mit nur gut 60 Minuten kurzen aber intensivem Set den zahlreichen Autogrammwünschen am Merchandise-Stand stellten. Gerne hätte der Auftritt etwas länger sein dürfen, neben dem zeitweilig zu dominant abgemischtem Bass lässt sich aber kein weiterer Makel an dem ansonsten perfekten Konzertabend finden.
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Dieses Jahr wird es glücklicherweise noch weitere Auftritte der beiden Bands geben: Ashby spielen am 21.10. in Breisach am Rhein und am 26.11. im Zentrum Altenberg in Oberhausen, wo sie von den Redaktionsfaves Dante unterstützt werden. Agent Fresco schließen sich ab dem 25.09. der Europa-Tournee von Katatonia an. Diese Kombination sollte man sich nicht entgehen lassen, unsere Redaktion spricht den Lesern hier eine uneingeschränkte Empfehlung aus. Die Termine für den deutschsprachigen Raum lassen sich wie stets unserem Tourkalender entnehmen – wir freuen uns mit Euch jetzt schon auf einen heißen Herbst!
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Setlists
Ashby:
– The Faceless And The Shore
– Aether – A Lunar Year
– Ashes Decay
Agent Fresco:
– Anemoi
– He Is Listening
– Howls
– Pyre
– Wait For Me
– A Long Time Listening
– Implosions
– Bemoan
– See Hell
– Angst
– Dark Water
– Eyes Of A Cloudcatcher
– The Autumn Red
– Paused (Zugabe)
Surftipps zu Ashby:
Bandcamp
Soundcloud
YouTube
Surftipps zu Agent Fresco:
Homepage
Interview mit Arnór Dan Arnarson
Review zu “Destrier”
Konzertbericht 26.01.16, Köln, als Vorband von Coheed & Cambria
Konzertbericht 10.12.15, Osnabrück
Setlist Osnabrück (10.12.2015)
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Live-Fotos: Andrew Ilms