(67:22,CD, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 2016)
Den Begriff Progressive Rock sollte man schon großzügig auslegen, wenn die aktuelle CD “Dienne” der Franzosen diesem Genre zugeordnet werden soll. XII Alfonso sind bereits durch die zahlreichen Vorgängeralben wie „The Lost Frontier” (1996), „Odyssees” (1999), „Claude Monet, vol. 1 – 1883-1889“ (2002), „Claude Monet, vol.2 – 1889-1904 (2005), „This Is“ (2006), „Under“ (2009) sowie „Charles Darwin“ (2012) bekannt für extravagante und ganz spezielle Werke. Da darf es wie mit „Charles Darwin“ auch einmal ein aufwändiges Triple-Album sein. Wie die Titel zeigen, beschäftigen sich die Musiker immer wieder mit Kultur- und Zeitgeschichte oder auch mit Geographie. So verblüfft es auch nicht, wenn die besondere Art der musikalischen Auseinandersetzung dieses ebenso widerspiegelt.
Nach dem überraschenden Tod des ehemaligen Schlagzeugers Thiery Moreno sind es nun die Brüder Philippe Claerhout (Gitarre, Mandoline, Glockenspiel, Bass, Xylophon und vieles mehr) und François Claerhout (u.a. String Synthesizer, Orchestration, Synth, Percussion), die das Projekt mit Leben erfüllen. Unterstützt werden sie auf „Dienne“ durch eine Vielzahl von Gastmusikern. So viele, dass es den Rahmen sprengen würde, alle aufzuführen. Allerdings machen gerade sie einen Großteil des musikalischen Bilderbogens aus. Wenn man sich darüber klar wird, dass es sich beim Titel des Albums um eine Stadt im afrikanischen Mali handelt, wird auch schnell deutlich, was einen sowohl bei der Besetzung, als auch bei den Songs erwartet. Progressives sucht man dieses Mal fast vergeblich, dieses Album schwelgt in Ethno, Worldmusic, Folk, Songwriting und ein wenig Pop, was aber dennoch nicht unbedingt als besonders mainstreamig zu bezeichnen ist.
https://youtu.be/VJ-DHGFsZ0U
Ebenso verwundert es nicht, dass akustische und dazu auch einige traditionelle afrikanische Instrumente dominieren. Ansprechend guter Gesang sorgt für eine warme Grundstimmung. Beim aufmerksamen Hören lässt sich sowohl die Verbindung zwischen afrikanischem Liedgut und französischer Musikkultur, als auch die große Begeisterung beim gemeinsamen Musizieren mehr als nur erahnen.
Bei allem gefühlten Wohlklang fehlen dem Album ein paar deutliche Höhepunkte, etwas mehr Dynamik und Spannung hätten sicherlich nicht geschadet. Insgesamt für Liebhaber des Genres mit einem Faible für afrikanisch und französisches ein Tipp – es muss ja nicht immer Neo- oder Retroprog sein. Einfach etwas Zeit nehmen und sich fallen lassen, dann ist sicherlich noch einiges mehr zu entdecken.
Bewertung: 9/15 Punkte (WE 9, KR 6, HR 9)
Surftipps zu XII Alfonso:
Facebook
Bandcamp
Spotify
ProgArchives