(48:15, CD, Rare Noise, 2016)
Was vor zwölf Jahren als Piano/Bass/Schlagzeug-Trio begann, hat sich in der Zwischenzeit in eine recht eigenwillige, hochinteressante Genre-übergreifende Richtung entwickelt. Auf dem sechsten Album von Chat Noir spielen elektronische Elemente eine sehr prägende Rolle, ohne dass jedoch die originären Jazz-Elemente zu kurz kommen.
Beim Namen Rare Noise Records zuckt der Rezensent zunächst zusammen, denn auf diesem Label sind einige Alben erschienen, die melodieverwöhnten Ohren arge Strapazen bereiteten und den Fokus auf das Wörtchen Noise lenkten. Doch “Nine Thoughts For One” zeigt, dass dieser „Noise“ eben auch unterhaltsam und sehr schön sein kann. Schon der Opener ‘Eternally Tranquil Light‘ überzeugt durch Einfallsreichtum und die Mischung aus elektronischen Elementen und akustischer Instrumentierung. Der an Eberhard Schoener erinnernde Gamelan-Sound, integriert in ein relaxtes Klangbild – das hat schon was. Der folgende Song zeigt dann schon deutlicher auf, aus welcher musikalischen Ecke das Trio stammt, denn bei ihm dominiert jazziges Piano. Das anschließende ‚Momentary Continual‘ ist die einzige Nummer mit – recht coolem – Gesang, den Gastmusiker Alessandro Tomaselli beisteuert. Der Rest ist rein instrumental gehalten. Die insgesamt acht Songs (man hätte angesichts des Albumtitels auch neun erwarten können) bieten eine feine Mischung aus elektronischen Klängen, World Music, Jazz und ganz leichten Prog-Einflüssen. Das ist alles sehr charmant in Szene gesetzt.
Verantwortlich zeichnen hierfür Michele Cavallari (Tasteninstrumente, Piano, FX), Luca Fogagnolo (Bass, Kontrabass, Posaune), sowie J. Peter Schwalm (Electronics, Beats, Tasteninstrumente, akustische Gitarre). Als Gast ist Daniel Calvi an elektrischer, akustischer und Lap-Steel-Gitarre zu nennen. Hier der Teaser zum Album, der dessen Schönheit aber nicht wirklich erkennen lässt:
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Auch wenn hier viel experimentiert und improvisiert wird, ist dieses Album ein Musterbeispiel dafür, dass dies eben nicht nur Avantgarde und RIO-Fans gefallen muss, sondern eben euch Melodie-verwöhnten Prog-Fans, wenn wie im vorliegenden Fall der Faktor Melodie eben nicht aus dem Auge verloren wird. Dazu möge der Titel ‚Detuning Leaves‘ als Musterbeispiel dienen, der trotz einiger sperriger Parts mit wunderschönen Momenten aufwartet. „Nine Thoughts For One Word” ist ein sehr farbenfrohes Album, auf dem zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 11)
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J. Peter Schwalm