(49:17, CD, Moonjune/Cargo, 2016)
Betreutes Proggen hat dem Rezensenten in seiner Eigenschaft als extremem Pink-Floyd-Fan das neue Album vom Jazzsänger Boris Salvoldelli zur Besprechung anvertraut. Zuvor bei ihm vorhanden waren bereits House-Mixes vom Pink-Floyd-Kanon. Zahlreiche Rock-Einspielungen und sogar eine Trance-CD sind im Bestand. Von den Coverbands ganz zu schweigen. Von Tom Stoppard liegt ein Hörspiel vor und Crippled Black Phoenix haben mit Se Delan eine Interpretation von ‘Echoes’ herausgebracht. Eines zeichnet alle aus. Sie sind hochinteressant. Allerdings wohnte der Autor in der Düsseldorfer Tonhalle auch mal einer klassischen Interpretation bei und ist in der Pause geflüchtet. Und nun also Jazz? Das kann ja eigentlich nicht gut gehen.
Für Proggies ist wichtig zu wissen, dass hier tatsächlich Jazz und kein Prog gespielt wird. 95 Prozent unserer Klientel brauchen sich dieses Werk also nicht an zu tun. Wer aber offen für experimentelle Musik ist, kommt wahrlich auf seine Kosten. Immerhin ist “Dark Side Of The Moon” eines der meistverkauften Alben der Musikgeschichte. Über 50 Millionen Rundlinge sind bisher verkauft worden. Aktuell liegt nur Thriller von Michael Jackson mit 65 bis 110 Millionen verkauften Alben davor.
Man spürt von der ersten bis zur letzten Note den Respekt aller Musiker, die mitgewirkt haben, vor dem Original. Boris Salvoldelli Stimme wird in der Szene hoch gelobt. Auf “The Great Jazz Gig In The Sky” hört sie sich allerdings ab und an recht angestrengt an. Jedes Wort wird nuanciert heraus gedrückt. Hier versucht ein Italiener so englisch zu sprechen, wie es heute noch in Oxford gesprochen wird. Oder im Sprechunterricht für Schauspieler. Das ist andererseits auch angenehm, da man jedes Wort sehr gut verstehen kann. Der Bassist Marco Bardoscia zupft fröhlich an den Basssaiten und wird durch Raffaele Casarano am Saxophon unterstützt. Auf ‘Us And Them’ wird das Trio durch den Gitarristen Dewa Budjana begleitet. Das war es an Instrumenten. Und doch wird Rhythmus hereingebracht. Sei es durch Fingerschnippsen, sei es durch die Atemgeräusche von Savoldelli. Hier wird gemischt, dass einem das Herz aufgeht. Manches Mal erkennt man die Stücke kaum wieder, in der Regel kommen die drei Musiker aber relativ schnell wieder auf den bekannten Pfad zurück.
An der Aufnahmequalität gibt es nichts auszusetzen, es wurde auf höchstem Niveau abgemischt. ‘The Great Gig In The Sky’ und ‘Money’ werden als Medley gespielt. Wie im ersten Teil der weibliche Part interpretiert wird, ist große Kunst und macht Spaß. Versucht mal herauszuhören, ob das ein Mann oder eine Frau singt.
Zwischen all den anderen Einspielungen von Pink-Floyd-Material wird diese CD ihren berechtigten Platz finden und sicherlich nicht versauern. Die Bewertung lässt den Proganteil raus, da bis auf den Grundpfeiler nicht vorhanden, und geht auf das Gesamtkunstwerk ein.
Bewertung: 11/15 Punkten (KB 11, KR 11)
Surf-Tipps zu The Great Jazz Gig In The Sky:
Homepage von Boris Savoldelli
Facebook Page von Raffaele Casarano
Homepage von Moonjune Records