Steve Hackett – Spectral Mornings

SpectralMornings(47:14, 39:44, 39:41, 2CDs, 1 DVD-Audio, Charisma Records/Universal Music, 1979/2016)
Über Steve Hackett braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Von 1970 bis 1977 war er Gitarrist bei Genesis und prägte den damaligen Sound mit. Er veröffentlichte 1975 als erstes Bandmitglied ein Soloalbum, zwei Jahre später verließ er die Gruppe und etablierte sich als Solomusiker. Die drei Alben “Please Don’t Touch“, “Spectral Mornings” und “Defector” aus der Zeit beim Label Charisma Records zwischen 1978 und 1980 gehören für viele Fans zu den Höhepunkten in seiner Karriere. Diese drei erscheinen nun am 27.05. als 2CD+1DVD-Audio (5.1 Mix) Deluxe Editionen. Diese bieten jeweils auf der ersten CD neben dem digital optimierten Originalalbum auch noch Bonustitel. Niemand Geringerer als Porcupine Tree-Mastermind Steven Wilson hat “Please Don’t Touch” und “Spectral Mornings” von den Original-Multitrack-Bändern neu im 5.1-Surround-Sound abgemischt, zudem produzierte er von diesen beiden Longplayern einen neuen Stereo-Mix. Der 5.1-Mix von “Defector” wurde von den original Stereo-Masterbändern erstellt. Das Album enthält unter anderem auf CD 2 Steve Hacketts Auftritt beim Reading Festival 1980. Im Booklet gibt es seltene Fotos und einen neuen Essay von Mark Powell.

Die Frage der “Please Don’t Touch”-Werbekampagne („There’s a thin line between madness and genius. Which side of it is Steve Hackett on?“) wurde ganz klar beantwortet, wenn man Steve Hacketts nächstes Album “Spectral Mornings” auflegte und die Band es mit ‘Every Day’ krachen ließ. Hatte er bei “Please Don’t Touch” noch ein Gros verschiedener Musiker versammelt und dementsprechend keine Liveband, um das Album zu präsentieren, löste er dieses Problem mit “Spectral Mornings”. Er selbst war froh nicht mehr allein zu sein, er war umgeben von „unglaublichen Musikern und Sängern“. Einen Großteil des Albums hatte er mit eben jener Mischung aus ausgebildeten Musikern und Autodidakten schon live getestet, das Publikum war nun heiß darauf, das Ganze auf Platte zu hören.

Das „wahrscheinlich beste Album seiner Karriere“ ist durchzogen von einem „joie de vivre“, wie die Genesis-Biografen Bowler & Dray es in ihrer Genesis-Biografie von 1992 beschrieben. Diesmal war Steve der selbstbewusste Anführer und die Songs trugen seine Handschrift, doch gab es auch hier spontane Ideen. Die Musiker Dik Cadbury (Bass), Nick Magnus (Keyboards), John Shearer (Schlagzeug) und Pete Hicks (Gesang) verkrochen sich in Holland im Studio, umgeben von Schnee und Eis, und stürzten sich in die Arbeit, was man auch hört. Auch sein Bruder John Hackett war wieder an der Flöte dabei. Das Album ist voller Highlights, wie dem epischen Opener ‘Every Day’ (der es auch auf die Genesis-Compilation R-Kive schaffte), dem wunderschönen ‘The Virgin And The Gyspy’, das Pete Hicks das erste Mal richtig vorstellt, oder ‘Tigermoth’, basierend auf den Memoiren von Lord Dowding (Commander in Chief of the Battle of Britain). Das Titellied ist ein Kunstwerk an Gitarrenarbeit, das gefangen nimmt und wieder die orchestrale, romantische Stimmung beinhaltet, die man auch von Genesis kennt. Vor allem auch Cadbury und Nick Magnus zeigen hier was sie können. ‘Clocks’ donnert durch die Boxen und zeigt das Können aller Beteiligten. An einem ganz eigenen Band-Style schrammen sie jedoch immer knapp vorbei. Die Band sollte in dieser Besetzung noch einmal zusammenkommen, für Hacketts viertes Soloalbum, “Defector”. ‘Clocks’ und ‘Every Day’ wurden auch als Singles veröffentlicht, das Album erreichte seinerzeit Nummer 22 in Großbritannien.

Die vorliegende Neuauflage ist rundum gelungen. CD1 bietet das reguläre Album mit Bonustracks. CD2 beinhaltet den neuen Stereo-Mix von Steven Wilson, die dritte Disc ist eine DVD mit dem neuen 5.1-Mix. Schön, dass alle drei Discs das unverkennbare alte Charisma-Label-Logo haben, den „mad hatter“. Außerdem ist das Artwork neben dem bekannten Albumcover gespickt mit Zeitungsausschnitten jener Zeit, das Booklet vereint alte Fotos, die Lyrics zum Album sowie einen Begleittext von Mark Powell, in dem auch Hackett selbst zu Wort kommt.
Bewertung: 14/15 Punkten (DH 14, KR 13, PR 14)

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